der Bundesbank durch eine Kombination steuer-, kredit- und geldpolitischer Maßnahmen gerecht zu werden. Flankiert wurden die Aktivitäten durch die berühmten Erhardschen ”Maßhalteappelle”. Von den Gewerkschaften forderte er Zurückhaltung bei den Löhnen, von den Unternehmern bei den Preisen, von den Verbrauchern beim Konsum. Zweimal, 1956 und 1961, waren diese Versuche einer ”antizyklischen” Konjunkturpolitik ”mit erhobenem Zeigefinger” erfolgreich. Dennoch blieb Erhard, seinem demonstrativ zur Schau getragenen Optimismus zum Trotz, besorgt, dass im ”gleichen Maße, in dem durch die Mehrung des Wohlstands die soziale Sicherheit aus eigener Kraft sich verbessert und die Gleichförmigkeit einer nicht mehr von Risiken bedrohten, ständigen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung das Gespenst sozialer Notstände gebannt hat, der Schrei nach immer mehr kollektiver Sicherheit nur immer lauter erschallt.” Bedeutung des Wirtschaftswunders Alles in allem war die Boom-Phase, die ja noch bis Anfang der siebziger Jahre dauerte, eine Zeit grundlegender Weichenstellungen.
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Die Soziale Marktwirtschaft entwickelte sich vor allem dank wachsenden Wohlstands zur allseits anerkannten Wirtschaftsordnung, ein auf Konsens angelegtes Modell der sozialpoliti- schen Interessenregulierung setzte sich durch, die De-Agrarisierung erhielt einen kräftigen Schub, die Verflechtung der westeuropäischen Volkswirtschaften erreichte eine neue Intensi- tät. Das ”Wunder” hatte aber auch seine Schattenseiten - es verdeckte wirtschafts- strukturelle Fehlentwicklungen, insbesondere die ”Überindustrialisierung”, und förderte das Anspruchsdenken. Zu übertriebenem Stolz bestand ohnehin kein Anlass: Der Boom war das Ergebnis gemeinsamer, zielstrebiger Aufbauarbeit, aber vor allem auch ausländi- scher Hilfe - und ”glücklicher” Umstände.Weitere Informationen zum Thema "Wirtschaftswunder" finden sie im Dossier >>>
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