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Neuanfang Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 und der vollständigen Besetzung des Reichsgebiets durch die Truppen der alliierten Kriegsgegner wurde Deutschland nicht nur von der nationalsozialistischen Diktatur befreit, sie führte auch zur Spaltung Deutschlands. Die alliierten Siegermächte - die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich - übten nun die oberste Staatsgewalt auf deutschem Boden aus und teilten das Land in vier Besatzungszonen auf; auch die Reichs-hauptstadt Berlin wurde in vier Sektoren unterteilt und erhielt einen eigenen Viermächtestatus. Diese schwierige Situation des staatlichen Zusammenbruchs und des notwendigen Neubeginns wurde im negativen wie im positiven Sinne als »Stunde null« empfunden. Auch wenn die Alliierten mit der Kapitulation die Macht in Deutschland übernommen hatten, konnte sich doch bald wieder politisches Leben unter den Deutschen entwickeln. Die Aufteilung Deutschlands in Interessen-zonen erschwerte allerdings die Neugründungen der Parteien, die sich vor allem auf der lokalen oder re-gionalen Ebene vollzogen. An Überlegungen und Dis-kussionen über die Zukunft Deutschlands hat es nicht gefehlt. Viele Ansätze wurden freilich verschüttet, als Deutschland zum Hauptfeld des weltpolitischen Ost-West-Gegensatzes wurde. Letztlich bestimmende Faktoren für die Entwicklung Deutschlands waren die Besatzungsmächte. In der Ostzone wurde der zunächst zugesicherte eigene deutsche Weg bald verlassen und der Wille der Sowjetunion für die Gestaltung von Politik und Gesellschaft verbindlich. In den Westzonen zeigten u.a. der abrupte Abbruch der Entnazifizierung - mit gesellschaftspolitischen Spätfolgen in der Bundesrepu-blik - sowie der Verlauf der Sozialisierungsdebatte, dass die USA spätestens ab 1947 die Priorität auf den rasch-en Aufbau eines privatwirtschaftlich verfassten, mit dem Westen verbundenen westdeutschen Staates legten.
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