Deutsche Geschichten
Wirtschaftswunder
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Die Zusicherung einer unentgeltlichen, allgemein zugänglichen medizinischen und sozialen Betreuung fand deshalb bei der Bevölkerung Anerkennung und wurde hoch bewertet. Den Ausbau der medizinischen Betreuung in bis dahin unterversorgten ländlichen Gebieten durch Landambulatorien und Gemeindeschwesternstationen, die zahnmedizinische Versorgung, den Aufbau des Impfwesens, den prophylaktischen Gesundheitsdienst und die Kinderbetreuung empfanden breite Kreise der Bevölkerung als eine Verbesserung ihrer Lebenslage.

Neue Städte

Wenige Monate nach der Gründung der DDR erließ die Regierung ein ”Aufbaugesetz” (1950). Wie und nach welchem städtebaulichen Leitbild gebaut werden sollte, wurde in den ”Sechzehn Grundsätzen des Städtebaus” festgeschrieben. Die Maxime lautete: ”National, schön und großzügig”. Zu den markantesten Beispielen und zugleich wichtigsten Bauvorhaben der ersten Aufbauphase bis 1955 zählte die Stalinallee in Ost-Berlin (später Karl-Marx-Allee) und der Aufbau der Wohnstadt ”Stalinstadt” (später Eisenhüttenstadt) des Eisenhüttenkombinates/Ost.

Im Vergleich dazu wurde in der Bundesrepublik seit 1950 mit einer ”Politik des konzentrierten Mitteleinsatzes” ein umfangreicher Wohnungsbau praktiziert, der die hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung erfüllte und maßgeblich zum Mythos des sogenannten ”Aufbauwunders” beitrug. Die DDR schwenkte nach 1955 in eine ähnliche baupolitische Richtung. Ohne öffentliche Auseinandersetzung wurden die ”Sechzehn Grundsätze” stillschweigend aufgegeben und durch das Motto ”Besser, billiger und schneller bauen” ersetzt. Die westdeutschen Erfolge im Wohnungsbau, eine unbefriedigte Erwartungshaltung in der eigenen Bevölkerung und das sowjetische Bekenntnis zu einem modernen industrialisierten Wohnungsbau ohne ”Zuckerbäckerei und Fassadenkosmetik” (1954) sorgten im wesentlichen bei der SED-Führung für die Revision ihres städtebaulichen Leitbildes.

Auf der ”1. Baukonferenz” im April 1955 wurde die ”Industrialisierung und Typisierung” des Bauwesens beschlossen. Das Zauberwort hieß nun Großplattenbauweise (Fertigbauweise). Ab 1957 begann mit dem Aufbau der Wohnstadt Neu-Hoyerswerda für das Braunkohleverarbeitungswerk ”Schwarze Pumpe” der erste Großversuch, eine ganze Stadt in Plattenbauweise zu errichten. Wie im Westen entstanden nun Stadtentwicklungspläne, in denen der Wohnungsbau in Form neuer

Trabantensiedlungen verwirklicht werden sollte. Der Siebenjahrplan von 1959 versprach, dass auf der Grundlage der Fertigbauweise bis 1965 jeder eine Wohnung haben würde. Dieses Versprechen konnte nicht eingelöst werden und Anfang der Siebziger kündigte die SED-Führung noch einmal die Lösung der Wohnungsfrage an, diesmal für das Jahr 1990.

Die Kehrseite dieser Entwicklung war eine Vernachlässigung der Innenstädte und die Festlegung einer Hierarchie der Städte. Letztere orientierte den Städtebau nicht auf den Zerstörungsgrad, sondern auf die Bedeutung der jeweiligen Stadt im Rahmen des wirtschaftlichen Aufbaus. Von Anfang an wurde hierbei Ost-Berlin aufgrund seiner ”Schaufensterfunktion” zu West-Berlin und der Rolle als Hauptstadt der DDR zum Dreh- und Angelpunkt der Städtebaupolitik. Nicht zuletzt deshalb blieb auch der Versuch, Ende der fünfziger Jahre die letzten Kriegsschäden in den Zentren der Bezirksstädte zu tilgen, halbherzig, und die Spuren des Zweiten Weltkriegs prägten bis zum Ende der DDR die Stadtbilder.

Konsum

Das mit den fünfziger Jahren häufig verbundene Bild vom schlemmenden Michel, dem Wohlstandsbürger, der von der ”Fresswelle” zu immer feineren sonstigen Genüssen und Vergnügungen überging, ist unzutreffend. In den meisten westdeutschen Haushalten ging es noch lange sehr bescheiden zu. Die Löhne und Einkommen von 1950 entsprachen von der Kaufkraft her etwa denen der besten Jahre der Zwischenkriegszeit (1928 und 1938). Allerdings hatten Krieg und Nachkriegswirren sehr häufig zum Verlust von Hausrat und Einrichtungsgegenständen geführt, so dass es einen großen Nachholbedarf gab.

Die ausgabefähigen Einkommen (das heißt sämtliche Einkommen abzüglich der Steuern und gesetzlichen Versicherungen) verdoppelten sich bei einem vierköpfigen Arbeitnehmerhaushalt (laut Statistischem Bundesamt) zwischen 1950 und 1960 auf monatlich 670 DM. Den größten Ausgabenposten bildeten die Nahrungsmittel, allerdings mit sinkendem Anteil (1950: 46 Prozent; 1960: 36 Prozent), während für Getränke und Tabakwaren 1960 relativ mehr ausgegeben wurde als ein Jahrzehnt zuvor.

Da auch die Ausgaben für die Wohnung mit neun bis zehn Prozent während des gesamten Jahrzehnts stabil blieben - Ergebnis gesetzlicher Mietpreisbindungen und staatlicher Wohnungsbaupolitik - überwog nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes

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