Das Bündnis der Mächte Das Bündnis der Mächte, die gemeinsam das nationalsozialistische Deutschland niederge- rungen hatten, zerbrach bereits in der frühen Nachkriegszeit. Aus dem 2. Weltkrieg waren die USA und die Sowjetunion als die beiden Weltmächte hervorgegangen. Gegensätze in der inneren Struktur und in ihren weltpoli- tischen Zielsetzungen führten zu Konflikten an vielen Orten der Welt. Ein »heißer« Krieg zwischen den USA, die seit 1945 über die Atombombe verfugten, und der Sowjetunion wurde von beiden sorgsam vermieden. Aber seit 1946/47 entwickelte sich ein »kalter« Krieg zwischen Ost und West, der sich in unzähligen regionalen Konflikten manifestierte, die teils kriegerisch, teils mit den Mitteln diplomatischen und politischen Drucks ausgetragen wurden. Deutschland war eines der Hauptfelder dieses kalten Krieges, in dem keine Seite der ande- ren strategisch wertvolles Terrain in der Mitte Europas überlassen wollte. Dies hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Politik der Besatzungsmächte in Deutschland. Frankreich spielte dabei insoweit eine Sonderrolle, als es bis etwa 1948 vordringlich einen starken deutschen (Gesamt-)Staat zu verhindern suchte. Der Kalte Krieg sollte nicht ohne Einfluss bleiben auf die politische Diskussion der Deutschen über die Gestaltung des künftigen Deutschland. Hinsichtlich der Wirtschafts und Gesellschaftsordnung gab es in den ersten Jahren eine breite politische Tendenz zugunsten von Sozialisierung und Mitbestimmung, die sich in allen Landes- verfassungen bzw. entsprechenden Landesgesetzen niederschlug. Die USA verhinderten jedoch die Durchführung in den Ländern der Westzonen, da die Wirtschafts-
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ordnung allein Sache des künftigen Gesamtstaates sei. In den Sog des Ost-West-Konflikts geriet auch die Diskussion über die zukünftige außenpoli- tische Orientierung Deutschlands. Während für die Anlehnung an die Sowjetunion in den Westzonen nur wenige plädierten, gab es - nicht nur - in der CDU einen heftigen Streit zwischen den Anhängern einer Anbindung an den Westen, deren Wortführer Konrad Adenauer war, und den Vertretern eines »Dritten Weges« zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Diese Diskussionen verloren an Bedeutung, je deutlicher die amerikanisch-britische Politik wurde, die Bildung eines westdeutschen Teilstaates anzustreben. Vorform hierzu wurde der unter französischem und sowjetischem Protest zum 1. Januar 1947 erfolgte Zusammenschluss der amerikanischen und der britischen Besatzungszone zur Bizone - geboren auch aus den Versorgungsschwierig- keiten des Winters 1945/1946. Unter der Aufsicht der beiden Alliierten erhielt die Bizone ein Parlament (»Wirtschaftsrat«), einen Länderrat und eine Exekutive. Nicht zuletzt im Wirtschaftsrat zeigte sich, dass die wirtschaftspolitische Diskussion in der CDU von den Sozialisierungsforderungen des Ahlener Programms (Februar 1947) sich zum Konzept der sozialen Marktwirtschaft entwickelte. Zusammen mit der FDP setzte die Unionsfraktion im Wirtschaftsrat die Berufung des parteilosen Ludwig Erhard zum Direktor der Verwaltung für Wirtschaft durch. Die Einbeziehung der Westzonen in die Marshallplanhilfe, die die USA zum Aufbau der europäischen Wirtschaft und zur Abwehr des Kommunismus aufgelegt hatten, bildete einen weiteren Schritt im Prozess der Teilung Deutschlands. Voraussetzung für die Wirksamkeit der Marshallplanhilfe war die Neuordnung der Währungsverhältnisse. Die in allen Westzonen am 20./21. Juni 1948 durchgeführte Währungsreform brachte einen harten Schnitt für die Sparer und begünstigte die Sachwertbesitzer. Zusammen mit der weitgehenden Aufhebung der Zwangswirtschaft trug sie wesentlich zum wirtschaftlichen Aufbau der kommenden Jahre bei. Die Sowjets führten wenige Tage später in ihrer Zone eine
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