baren" Arbeitslosen bei 6,1 Millionen; rechnet man etwa 1,5 Millionen "unsichtbare" (Men- schen, die sich aus Scham über ihre Armut nicht meldeten) hinzu, so ist tatsächlich von 7,6 Millionen Beschäftigungssuchenden auszugehen. Der Lebensstandard breiter Massen verschlechterte sich dramatisch. Rolle Brünings Manche Historiker sehen in Brüning den letzten Reichskanzler, der mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln versuchte, die Weimarer Republik durch die Weltwirtschaftskrise hindurchzusteuern. Brünings Politik lässt jedoch erkennen, dass er die Wirtschafts- und Finanzpolitik seinen außen- und innenpoli- tischen Zielen (Aufhebung des Versailler Vertrages, autoritäre Umgestaltung des Staates, wenn nicht gar Rückkehr zur Monarchie) unterordnete. Erstes Etappenziel war die Streichung der Reparationsver- pflichtungen. Durch eiserne Deflationspolitik wollte Brüning den Siegermächten demonstrie- ren, dass das Reich trotz größter Anstrengun- gen die Auflagen des Young-Plans (Zahlung der Jahresraten bei stabiler Währung und ausgeglichenem Staatshaushalt) nicht erfüllen konnte. Neuverhandlungen, so kalkulierte er, mussten dann zu einer Abschlussregelung führen. Um dieser Ziele willen nahm Brüning die Verschärfung der Wirtschaftskrise und damit die um sich greifende soziale Verelendung in Kauf. Auch wies er alle Vorschläge zu einer aktiven Konjunkturpolitik zurück - Experten schlugen kreditfinanzierte Staatsaufträge im Umfang von etwa drei Milliarden RM vor, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Prompt machte sich die NSDAP diese Arbeitsbeschaffungs- vorschläge zu Eigen und betrieb damit 1932 eine geschickte und wirkungsvolle Wahlpropaganda.
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