Demonstrationen erzwingen Ablösung Honeckers Das brutale Vorgehen von Polizei- und »Stasi«-Einheiten gegen die friedlichen Demon- strationen am 7. Oktober in Ost-Berlin, Leipzig, Dresden und anderen Städten der DDR löste in der ganzen Welt Empö- rung aus. Als zwei Tage nach der miss- glückten DDR-Geburtstagsfeier nach den traditionellen Mon- tagsgebeten am 9. Oktober in Leipzig erneut mehr als 70000 Menschen für eine Erneuerung der DDR auf die Straße gingen, schritten Volkspolizei und Sicherheitskräfte nicht ein. Bis heute ist ungeklärt, auf wessen Anordnung der bereits vorlie- gende Einsatzbefehl für die Sicherheitskräfte zurückge-
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zogen wurde. Eine Woche später demonstrierten in der ganzen DDR bereits Hundert- tausende für demokratische Reformen. Den auf den Straßen sich machtvoll mit den Rufen »Wir bleiben hier« und »Wir sind das Volk« zu Wort meldenden Demonstranten kamen jetzt auch Schriftsteller und Schau- spieler, Sänger und Rockkünst- ler mit eigenen Resolutionen zu Hilfe, in denen die Regierung aufgefordert wurde, endlich Reformen einzuleiten, mit denen auch die anhaltende Flüchtlingsbewegung gestoppt werden könne. Das SED-Politbüro trat am 10. und 18. Oktober zu Krisensitzungen zusammen. Zum ersten Mal wurden kritische Stimmen zu Honeckers Führungsstil laut.
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Als sich der Staatsratsvor- sitzende und SED-Generalse- kretär allen Reformvorschlä- gen erneut versagte, bean- tragten zahlreiche Politbü- romitglieder seine Ablösung. Am 18. Oktober trat Honecker als Generalsekretär zurück. Auch die Politbüromitglieder Günter Mittag und Joachim Herrmann wurden aus ihren Funktionen abberufen. Zum neuen Generalsekretär der Partei wurde Egon Krenz gewählt, der anschließend ineiner Fernsehansprache die Wende ankündigte, gleichzeitig aber jeden zur
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