Militärische Niederlage Als die Alliierten am 18. Juli 1918 mit an Zahl, Ausrüstung und Versorgung überlegenen Kräften zur Gegenoffensive antraten und am 8. August bei Amiens die Front durchstießen, musste auch die OHL einsehen, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Hindenburg und Ludendorff konnten sich nicht dazu durchringen, den sofor- tigen Rückzug des Heeres in verteidigungsfähige, panzer- sichere Stellungen zu befehlen und so die militärische Voraus- setzung für einen erträglichen Verhandlungsfrieden zu schaffen. Während die deut- sche Front langsam, aber stetig zurückweichen musste, warnte die OHL sogar noch bis Anfang September ausdrücklich vor "übereilten" Friedensschlüssen. In dieser Situation, nach vier- jährigen Strapazen und hohen Verlusten, kam es bei den Fronttruppen und in der Etappe zu beträchtlichen Auflösungs- erscheinungen (nachlässige Ausführung von Befehlen, "Drückebergerei", Urlaubs- überschreitungen und Ähnlichem). Der "verdeckte Militärstreik" (Wilhelm Deist)
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erfasste im Sommer und Herbst 1918 annähernd eine Million Mann. Im Umkehr- schluss bedeutet diese Zahl aber auch, dass drei Viertel des Westheeres weiterhin zum äußersten Einsatz bereit waren. Seit dem Scheitern der großen Westoffensive, das sich trotz der Militärzensur nicht geheim halten ließ, breitete sich auch in der deutschen Zivilbevölkerung eine tiefe Verunsicherung aus. In der zweiten September- hälfte spitzte sich die militärische Lage weiter zu: Nach einer unabgesprochenen Friedensnote Österreich- Ungarns am 14. September 1918, wegen der anhaltenden Schwäche des Osmanischen Reiches und insbesondere durch den militärischen Zusammenbruch Bulgariens am 29. September 1918 stand Deutschland ohne Verbündete da. Der Einmarsch alliierter Truppen in das Reich von Südosten her war nur noch eine Frage der Zeit. In dieser Situation trat die OHL politisch und militärisch die Flucht nach vorne an - wozu ihr auch ein- flussreiche Unternehmer (so
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die Rüstungsindustriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Emil Kirdorf sowie vor allem der Hamburger Großreeder und Berater des Kaisers, Albert Ballin) dringend rieten. Auf Veranlassung Ludendorffs, des strategischen Kopfes der militärischen Führung, fand am 29.
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