1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Nürnberger Prozesse
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Buchauszug
Geholfen wurde im großen und ganzen selten, und wenn, dann meist erst im letzten Moment, als die Razzien und Deportationen schon im Gange waren. Doch selbst in dieser Phase ergriffen die Helfer nur selten die Initiative. Manchmal wurden Juden vor Gefahren gewarnt, wie in der französischen Stadt Clermont-Ferrand, wo voraussichtliche Opfer von Deportationen rechtzeitig Anrufe oder persönliche Botschaften erhielten, meist von Gendarmen oder Sekretärinnen. Nur in Dänemark gab es aktive Suchaktionen, um bedrohte Bürger ausfindig zu machen, doch ansonsten war der Normalfall in ganz Europa, daß die Opfer oder deren bereits tätige Helfer auf potentielle Retter zugehen mußten. Kurz, die meisten Helfer blieben zunächst einmal passiv, und ihre Freundlichkeit kam in der Regel Menschen zugute, die sich schon zum entscheidenden Schritt entschlossen hatten: aus einer Wohnung, einem Getto oder einem Lager zu fliehen.
Es gab zwei Arten der Hilfe. Zum einen die gelegentliche, im Vorbeigehen erfolgende, relativ gefahrlose, etwa wenn jemand ein ahnungsloses Opfer vor geplanten Festnahmen warnte, fliehenden Juden den Weg wies, ihre Verfolger auf falsche Fährten schickte oder mittellosen Menschen mit etwas Eßbarem, Kleidung oder Geld aushalf. Die zweite Art war langfristiger, insbesondere die dauerhafte Unterbringung. Oft genug mußte eine solche Hilfe bezahlt werden, was jedoch nicht besagen soll, daß sich die Helfer nur bereichern wollten, oder daß angesichts aller Umstände damit ein »Geschäft« gemacht wurde. Für Polen oder Ukrainer konnte es schlicht tödlich sein, wenn die Deutschen ihre Tat entdeckten.
Welche Menschen halfen? Prinzipiell mag man unterscheiden zwischen jenen, die Einzelne oder bestimmte Gruppen unterstützen wollten, und anderen, die sich bereitwillig für so gut wie jeden Juden einsetzten, auch für völlig Fremde. Zu jenen Helfern gehörten in erster Linie Freunde, (durch Mischehe) Verwandte, ehemalige Geschäftspartner, Arbeitgeber oder Kollegen.
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