1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Nürnberger Prozesse
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Buchauszug
Im Distrikt Radom durchstöberten sie verwaiste Gettos und schleppten weg, was sie nur konnten. In Riga fielen sie über gestapelte Koffer her, bei Belzec, wo die Deutschen ein Vernichtungslager aufgelöst hatten, suchten sie in der Asche nach Gold und Diamanten. Nichtdeutsche Habgierige, die vielfältige Gelegenheiten nutzten, wie in der Slowakei, sollen geäußert haben: »Besser wir als die Deutschen.«
Während der Phasen Konzentration, Deportationen und Massentötungen versuchten die Täter, die Opfer vor den Blicken der Öffentlichkeit abzuschirmen. Die Verwalter der »Endlösung« wollten unbeobachtet vorgehen, wollten Kritik an ihren Methoden von Passanten gar nicht erst aufkommen lassen. Ihr psychisches Gleichgewicht war ohnehin bedroht genug, besonders vor Ort, und jede Sympathiekundgebung für die Opfer hätte weitere psychische oder technische Komplikationen geschaffen. Auch Voyeure waren nicht willkommen. Gaffen, besonders von Deutschen, galt als unfein. Ob nun das Spektakel die Zuschauer anwiderte oder reizte: Alle Gerüchte und Schilderungen, die später darüber kursierten, verunsicherten und bedrohten die Täter.
Dementsprechend traf man aufwendige Vorkehrungen. In Deutschland wurden Juden manchmal in den frühen Morgenstunden abgeholt, bevor der Straßenverkehr einsetzte. Man benutzte fensterlose Möbelwagen, um Juden an die Züge zu bringen. Das Umladen konnte für ein Nebengleis geplant werden, vor dem sich Müll häufte. In Polen ordneten die deutschen Behörden bei Judenrazzien an, daß polnische Anwohner in den Häusern bleiben, Fenster und Rolläden schließen mußten, obwohl sie damit die bevorstehende Aktion verrieten. Erschießungsstellen wurden, wie in Babi Yar bei Kiew, so gewählt, daß sie wenigstens außer Hörweite der örtlichen Anwohner lagen.
Nicht alle diese Vorbeugemaßnahmen waren rundweg erfolgreich.
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