1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Kapitulation
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Deutsche U-Boot-Waffe
Leben im U-Boot

Wie war das Leben an Bord eines U-Bootes im Zweiten Weltkrieg? Gustav Lauer wurde als 18-jähriger Maschinengefreiter auf dem U-Boot U 310, Typ Vll c. An Bord befanden sich 54 Mann Besatzung unter Kommandant Wolfgang Ley. U 310 war 67,1 Meter lang und 6,2 Meter breit. Weitere Eckdaten: 4,8 Meter Tiefgang, 250 Meter maximale Tauchtiefe, Alarmtauchzeit in 30 Sekunden. Das Boot war mit zehn Torpedos bestückt, davon befanden sich fünf in den Rohren und fünf in Reserve.
Lauer war als Zentralheizer u.a. für die Entlüftung der Tauchzellen und für das Trimmen (das Boot waagerecht halten) verantwortlich. Dabei musste er bei Unterwasserfahrten Bewegungen innerhalb des Bootes ausgleichen. Ging ein Mann vom Bug zum Heck, mussten 50 Liter Wasser auf der anderen Seite für Ausgleich sorgen. Wenn kein Feind in der Nähe war, fuhr das Boot über Wasser. Dabei konnte es die Batterien aufladen oder schnellere Fahrt machen. Dann durften jeweils zwei Kameraden im offenen Turm rauchen.
Beim sogenannten Alarmtauchen war Eile angesagt. Dazu wurde bei 20 Metern Tauchtiefe das Wasser aus den Untertriebszellen herausgedrückt. In einem kritischen Fall - es musste besonders schnell gehen - konnte dies erst bei ca. 30 bis 40 Metern Tiefe vorgenommen werden. Dadurch "stürzte" das Boot bis in ca. 300 Meter Tiefe. Als es endlich abgefangen werden konnte, waren alle heilfroh, dass das Boot dem Druck standgehalten hatte und so dem feindlichen Zerstörer entkommen konnte.
Eine andere gefährliche Lage ist Lauer unvergessen. Das Boot wurde vom Gegner geortet. Es konnte aber nur bis zu 110 Metern tauchen und lag dann auf Grund. Sämtliche Maschinen und Geräte wurden abgestellt. Es musste absolute, wortlose Stille herrschen. Von Steuerbord aus fielen laufend Wasserbomben, aber die alles entscheidende Bombe verfehlte ihr Ziel. Das Boot befand sich glücklicher Weise genau in einer Lücke, die von den Bomben verschont blieb. Als die Gefahr vorbei war, gab es ein großes Aufatmen.
U 310 operierte überwiegend im Nordmeer, quasi vor der Haustür Russlands. Weihnachten 1944 hatte man vor der russischen Küste einen Kolbenfresser. Nach der Reparatur lief das Boot Sylvester 1944 auf die Klippen auf. So konnte man auf unorthodoxe Weise den Russen ein gutes neues Jahr wünschen, um dann danach die Heimfahrt anzutreten.
Bei den Maßen des Bootes war nicht viel Platz an Bord. Rechts und links waren die Schlafkojen angebracht, jeweils zwei übereinander. Jede frei Stelle war zudem mit Verpflegung ausgefüllt. Geschlafen wurde im Wechsel: vier Stunden Dienst und vier Stunden Schlaf. Man fand immer ein "vorgemieftes" Bett vor.
Die Toilette an Bord ließ sich nur bis zu einem Tiefgang von unter 18 Metern benutzen. Sonst hätten die Fäkalien wegen des größeren Wasserdrucks nicht mehr herausgepumpt werden können. So hieß es ab 19 Metern Tiefe "Arschbacken zusammenkneifen".
Als jüngstes Besatzungsmitglied wurde Gustav nur Benjamin genannt. Er tat zusätzlich als Backschafter (Aufwarter) der Unteroffiziere Dienst und war dadurch in der Kombüse "an der Futterquelle". Das Boot und dessen Besatzung überstanden den Krieg heil. Es wurde am 08.05.1945 in Trondheim (Norwegen) den Engländern übergeben. Dass es so kam, verdankte man einer großen Portion Glück, sowie der besonnenen Art des Kommandanten, der vor allem an das Wohl seiner Besatzung dachte.

Hier im Kasaernengebäude von Leer wurde Gustav Lauer, im Jahre 1943 bei der Marine vereidigt (Marsch zur Vereidigung).Hier im Kasaernengebäude von Leer wurde Gustav Lauer, im Jahre 1943 bei der Marine vereidigt (Marsch zur Vereidigung).

Auch Auch "Reinschiff- machen" gehörte zum Kasernen- leben.

Aus: Jürgen Klosa, "Eine Generation verabschiedet sich", Übach-Palenberg, 2004.
ISBN: 3-00-014237-1

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