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Buchauszug
Frau Krug: »Also die Juden waren nachher die Schlimmsten. Also die haben uns richtig schikaniert. [...] Wissen Sie, die setzten sich hin, die ließen sich bedienen von uns und dann hatten, wollten se nich', wir hatten ja so'n großen äh so'n großes Heufach, da schliefen immer die drin, nachtsüber. [...] Also Juden hab' ich immer gesehen/ nachher hab' ich das anders gemacht. Da Juden und äh und Russen, die hab' ich immer gesehen, dass ich die nicht kriegte. Die war'n ganz widerlich, nich'. Und dann hab' ich mich immer vor unten an'ner Straße gestellt, vor'n Tor, und wenn se sagten: >Quartier!< >Nee<, sag' ich, >schon alles voll!< Äh, wenn nun die Juden oder sowas kamen, denn sagt' ich: >Sind alles voll Russen, könnt ihr mit reingehen!< >Nein, nein, nein, nein!<, nich'. Und wenn die Russen kamen, denn denn hab' ich das auch denn irgend so einem gesagt, sind Juden da oder irgend sowas.«Noch heute erzählt Frau Krug, wie sie es mit einem Trick vermeiden konnte, den »Juden« und »Russen« Quartier zu machen, wobei die von ihr verwendeten Attribute (»die Schlimmsten«, »widerlich«) auf eine auch in der Gegenwart noch deutlich ausgeprägte antisemitische bzw. rassistische Haltung verweisen. Dass es sich bei den Einquartierten um Häftlinge handelte, die das nahe gelegene Lager Bergen-Belsen überlebt hatten, wird von ihr überhaupt nicht thematisiert. Im Vordergrund ihrer Erzählung steht die Belastung, die ihr selbst durch die Einquartierungen entstanden ist, und ihre pfiffige Technik, sich wenigstens die »Juden« und die »Russen« vom Hof zu halten. Auch der Sohn berichtet, dass man vor Kriegsende nichts von den Lagern wusste. Er erzählt aber eine Geschichte, die er von seiner verstorbenen Ehefrau kennt. Die arbeitete auf einem Gut in der Nähe von Bergen-Belsen und hörte dort, dass die Gutsherrin Flüchtlinge aus dem Lager versteckte. Diese Person bezeichnet Bernd Hoffmann als »Oma«. Bernd Hoffmann: »Ein Jahr war se (seine Frau) in Belsen aufm Bauernhof da, nich'. Da sind se direkt vorbei, nich'. Die Oma hat dann welche versteckt, und dann, in einem Holzkessel hab'n die gesessen, hab'n die, sind die rumgekommen, überall reingesteckt, ne: >Hier muss sich einer versteckt hab'n.< Dann hätten se die Oma ja sofort erschossen. Hat se sich da, hat sie, hat sie einen heißen Topf daraufgesetzt, dann mit kochenden Kartoffeln, nech, auf der Holzkiste, dass der nich, dass se den nicht gekriegt hab'n.« Die 26-jährige Enkelin Sylvia Hoffmann erzählt nun ihre Version davon, was ihre eigene Großmutter getan hat:
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