1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Kapitulation
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Kleine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 im Hauptquartier General Eisenhowers in Reims und am 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Weite Teile Europas waren verwüstet, die meisten Städte Deutschlands nur noch Trümmerhaufen.
Autor: Manfred Görtemaker
ISBN: 3893314563

Buchauszug
Die Besatzungspolitik der Alliierten war von vier zentralen Forderungen bestimmt: Demilitarisierung, Denazifizierung, Dezentralisierung und Demokratisierung. Während die Bevölkerung den Abbau des militärischen Apparats der Wehrmacht und die Zerschlagung der organisatorischen Strukturen der NSDAP eher distanziert und mit Gleichgültigkeit zur Kenntnis nahm, wobei selbst die Entlassung von Millionen Soldaten aus Wehrdienst und Gefangenschaft und deren Übergang ins Zivilleben im Gegensatz zur Weimarer Republik keine nennenswerten politischen Probleme bereitete, entwickelten sich die anderen Bereiche bald zu kontroversen Themen der Nachkriegspolitik, die auch zwischen den Besatzungsmächten umstritten waren. Vor allem die Entnazifizierung erwies sich als schwierige bürokratische Prozedur, die sich nicht darauf beschränkte, den öffentlichen Dienst und die Wirtschaft von Funktionären und Mitgliedern der NSDAP zu säubern, sondern den Anspruch erhob, die gesamte deutsche Gesellschaft vom Geist des Nazismus zu befreien. Dabei taten sich besonders die Amerikaner hervor, die eine rigorose und intensive Gesinnungsprüfung jedes einzelnen zu betreiben suchten, während Briten und Franzosen behutsamer verfuhren und ihr Augenmerk auf die Säuberung der Spitzenstellungen von NS-Funktionären konzentrierten. So wurden bis zum Frühjahr 1946 allein in der amerikanischen Zone 120 000 als gefährlich eingestufte Personen interniert. Den amerikanischen Besatzungsbehörden kam dabei der Umstand zugute, dass sie in einer Münchner Papierfabrik die Zentralkartei der NSDAP entdeckten. Sicherheitseinheiten und Militärpolizei verfügten damit über persönliche Daten, die es ihnen ermöglichten, systematisch gegen Funktionäre und Anhänger des NS-Regimes vorzugehen und Serienverhaftungen (automatic arrests) - d.h. Festnahmen ohne staatsanwaltliche Einzelfallprüfung - vorzunehmen. Ebenfalls auf Drängen der USA wurden die Mechanismen dieser Entnazifizierungspraxis am 12. Januar 1946 durch die Direktive Nr. 24 des Alliierten Kontrollrats formal auf ganz Deutschland ausgedehnt.
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