1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Antisemitismus
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Der Weg zur "Endlösung"
Gab Hitler den Befehl? Und wenn nicht er, wer hat dann das Morden angeordnet und organisiert? In der kurzen Zeitspanne zwischen Mitte März 1942 und Februar 1943 starb fast die Hälfte aller Opfer des Holocaust. Die Analyse des renommierten Holocaust-Forschers Christopher R. Browning benennt die Verantwortlichen und macht ihre Motive und Mentalität nachvollziehbar.
"Brownings Beiträge gehören heute zum Standardrepertoire aller Historiker, die sich mit den NS-Verbrechen beschäftigen. Sie sind wegweisend in der Täterforschung..."
Dieter Pohl in "Die Zeit", 27.8.1998
Autor: Christopher R. Browning
ISBN: 3-499-61344-1

Buchauszug
Mehr als Warschau und Lodz: Der Holocaust in Polen


Mitte März 1942 stand das nationalsozialistische Deutschland vor einem folgenschweren Angriff auf das polnische Judentum. Das Ausmaß der in den elf Monaten bis Mitte Februar 1943 folgenden Ereignisse sollen folgende hypothetische Überlegungen verdeutlichen. Hätte der Krieg im Juni 1941 geendet, würde das «Dritte Reich» heute vor allem mit der systematischen Ermordung von 70 000 bis
80 000 «Geisteskranken» in den Gaskammern der Euthanasieeinrichtungen und mit der Terrorherrschaft in Polen in Verbindung gebracht. Angesichts der Ermordung der polnischen Intelligenz sowie der Vertreibung Hunderttausender von Polen nach Osten wegen der «Germanisierung» der «angegliederten» Gebiete und angesichts der Verschleppung weiterer Hunderttausender von Polen nach Westen zur Zwangsarbeit in Deutschland würde das Leid der Juden - trotz aller Entbehrungen, Demütigungen und Ermordungen - gegenüber dem Schicksal der Polen nicht als etwas Einzigartiges oder Außergewöhnliches erscheinen. Hätte der Krieg im März 1942 geendet, wären trotz der halben Million Juden, die den ersten «Aktionen» der Einsatzgruppen zum Opfer gefallen waren, vor allem die zwei Millionen russischen Kriegsgefangenen in Erinnerung geblieben, die in den ersten neun Monaten des «Rußlandfeldzugs» umkamen, und auch die fast eine Million russischer Zivilisten, die in Leningrad verhungerten - ein Schicksal, das ihnen Hitler sogar noch für den Fall vorbestimmt hatte, daß sich die Stadt ergab. Im Frühjahr 1942 war nicht der Holocaust, sondern der Vernichtungskrieg in Rußland noch immer die berüchtigste historische «Leistung» des NS-Regimes.

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