Matrosenaufstand
Die 3. Oberste Heeresleitung hatte schon Ende September 1918 der Reichsregierung eingestanden, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war (Waffenstillstandsangebot). Als die Marineleitung Ende Oktober 1918 der in den Häfen seit Jahren untätig liegenden Hochseeflotte den Befehl gab, zu einem letzten großen Einsatz gegen die britische Flotte auszulaufen, um »die Ehre der Waffengattung« zu retten, weigerten sich die Matrosen, diesem sinnlosen Befehl zu folgen. Am 5. November übernahm ein Matrosenrat im größten deutschen Flottenstützpunkt Wilhelmshaven die Macht, von hier aus sprang die Meuterei auf die anderen Hafenstädte über und erfasste bald auch die Garnisonen in den Binnenstädten (Köln 7. November) und die Arbeiterschaft in den Industriestandorten. Überall bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte. Der Kaiser wich den revolutionären Ereignissen in Berlin aus und ging in das Hauptquartier nach Spa in Belgien. Am 7. November wurde die Wittelsbacherdynastie in München gestürzt; am 9. November trat Reichskanzler Prinz Max von Baden unter dem Druck der Massen von seinem Amt zurück, kündigte die Abdankung des Kaisers an, die in Wirklichkeit erst spät abends stattfand, und übergab die Regierungsgeschäfte an den Führer der Mehrheitssozialdemokraten, Friedrich Ebert, dem es schließlich im Zusammenspiel mit gemäßigten Kräften und gestützt auf das Heer gelang, die parlamentarische Demokratie gegen die Bestrebungen der radikalen Linken durchzusetzen, die die Einführung des Rätesystems nach russischem Vorbild anstrebten.Quelle: "Schlaglichter der deutschen Geschichte" Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung. Copyright F. A. Brockhaus GmbH, Leipzig - Mannheim, Dudenstraße 6, 68167 Mannheim
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