1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Weltkrieg/Mobilmachung
 

Tannenberg, August 1914
Gemäß der im Schlieffenplan zugrunde gelegten Strategie des deutschen Generalstabes stand im Osten zum Schutz Ostpreußens lediglich eine einzige deutsche Armee, die so lange den russischen Ansturm aufzuhalten hatte, bis die im Westen frei gewordene Hauptstreitmacht zum Großangriff gegen die Russen antreten konnte. Schneller als erwartet vollzog sich der russische Aufmarsch. Die schon frühzeitig in schwere Abwehrkämpfe mit der 1. russischen Armee verwickelten deutschen Verbände mussten sich unter Preisgabe ostpreußischer Gebiete in Richtung Weichsel zurückziehen, um nicht von der von Süden nach Ostpreußen vorstoßenden 2. russischen Armee eingeschlossen zu werden. In dieser schwierigen Situation übernahm der reaktivierte General Paul von Beneckendorff und von Hindenburg den Oberbefehl über die deutsche Armee. Ihm wurde als Generalstabschef der Generalleutnant Erich Ludendorff zugeteilt, der sich bereits beim Vormarsch in Belgien ausgezeichnet hatte. Der neuen Armeeführung gelang es, in einer fünftägigen Schlacht Ende August 1914 bei Tannenberg mit einer kühnen Umfassungsaktion die 2. russische Armee einzuschließen und vernichtend zu schlagen. Wenige Tage später errangen die deutschen Truppen in der Schlacht an den Masurischen Seen auch über die 1. russische Armee einen entscheidenden Sieg. Mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften und relativ geringen eigenen Verlusten war den überlegenen russischen Streitkräften eine empfindliche Niederlage beigebracht worden. Über 137 000 russische Soldaten gingen in die Gefangenschaft. Die psychologische Wirkung der eindrucksvollen Siege von Tannenberg und den Masurischen Seen auf die deutsche Bevölkerung war nach der Enttäuschung über den Ausgang der Marneschlacht ungeheuer; der Hindenburg-Mythos entstand. Als Hindenburg und Ludendorff im Sommer 1916 die 3. Oberste Heeresleitung übernahmen, erhoffte sich die Bevölkerung eine Wende im Kriegsgeschehen und ein baldiges siegreiches Ende des schon zu lange andauernden Krieges. 1927 errichtete die deutsche Regierung auf dem Gelände der Tannenbergschlacht ein monumentales Nationaldenkmal. Hindenburg war zu dieser Zeit Reichspräsident. Nach seinem Tode ließ Hitler ihn dort im August 1934 in einem Staatsakt beisetzen.

Quelle: "Schlaglichter der deutschen Geschichte"
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