1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Berliner Blockade
 

Berliner Blockade
Die Reichshauptstadt Berlin war bei Kriegsende allein von der Sowjetarmee erobert worden, aber bereits im Protokoll der Europäischen Beratenden Kommission vom 12. September 1944 hatten die Alliierten den Dreimächtestatus (später den Viermächtestatus) der Stadt und die Einteilung in entsprechende Sektoren festgelegt. Regelungen für den Verkehr der westlichen Truppeneinheiten oder gar der Zivilbevölkerung zwischen den Westzonen und West-Berlin durch die sowjetische Zone waren nicht getroffen worden. Lediglich bezüglich des Luftverkehrs wurde Ende November 1945 vereinbart, drei Luftkorridore von Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main nach Berlin einzurichten, ferner eine alliierte Kontrollzone über dem Stadtgebiet von Berlin. Nachdem der Alliierte Kontrollrat durch den Auszug der Sowjets am 20. März 1948 funktionsunfähig geworden war, kam es zu Behinderungen westalliierter Truppentransporte auf den Zufahrtswegen nach Berlin. Bereits damals richteten Amerikaner und Briten eine kleine Luftbrücke ein. Als die westlichen Alliierten die DM-Währung der Westzonen auch in den Westsektoren Berlins einführten, verhängte die Sowjetunion am 24. Juni 1948} eine totale Sperre der Schienen- und Straßenwege, einige Tage später auch der Wasserwege. Damit waren die Westsektoren auch von den Stromlieferungen aus dem Ostsektor und der Zufuhr von Frischmilch und anderen Lebensmitteln aus der sowjetischen Zone abgeschnitten. Mit dem Anspruch, Berlin liege auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone, trat jetzt die Sowjetunion aggressiv gegen die im Viermächtestatus festgeschriebenen Rechte der Westmächte auf. Sie wollte durch Aushungern die West-Berliner Bevölkerung mürbe machen und die westlichen Besatzungsmächte zur Aufgabe ihrer Position in Berlin zwingen. Auf diese Kampfansage reagierten Amerikaner und Briten mit der Einrichtung einer Luftbrücke. Initiator war der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay. In einer einmaligen organisatorischen, technischen und menschlichen Leistung wurden während der elfmonatigen Blockade in etwa 195 000 Flügen fast 1,5 Millionen Tonnen Lebensmittel, Kohle, Baumaterialien und andere Güter nach Berlin eingeflogen. Alle 2 bis 3 Minuten landete eine Maschine auf einem der drei West-Berliner Flughäfen. Zum Flug in die Stadt standen den Westalliierten acht westdeutsche Flugplätze und nur drei Luftkorridore von je 30 km Breite zur Verfügung. An die verunglückten Piloten der Luftbrücke erinnert das Luftbrückendenkmal vor dem Flughafen Berlin-Tempelhof. Zum Repräsentanten des Widerstandswillens der Bevölkerung in West-Berlin wurde Ernst Reuter (SPD), der sein Amt als Oberbürgermeister bis Dezember 1948 aufgrund eines sowjetischen Vetos nicht ausüben konnte. Mit der Berliner Blockade, die den ersten gefährlichen Höhepunkt des Kalten Krieges bildete, strebte die Sowjetunion das politische Ziel an, die sich abzeichnende Einbindung Westdeutschlands und West-Berlins in das westliche Staatenbündnis zu verhindern. Tatsächlich hat die Blockade diesen Prozess beschleunigt, da die Zusammenarbeit zwischen den USA, Großbritannien und den deutschen Politikern in den Westzonen gestärkt wurde. Nachdem die Sowjets erkannt hatten, dass sie ihre Ziele nicht durchsetzen konnten, beendeten sie nach Geheimverhandlungen mit den USA und einem Abkommen der vier Mächte am 12. Mai 1949 die Berliner Blockade. Während der Blockadezeit erfolgte auch die politische und verwaltungsmäßige Spaltung Berlins. Nach dem Auszug der Sowjets aus der alliierten Stadtkommandantur am 16. Juni 1948 bildeten die Westmächte im Dezember 1948 eine Drei-Mächte-Kommandantur in West-Berlin und bestätigten die Wahl Ernst Reuters zum Oberbürgermeister durch die am 5. Dezember nur in den Westsektoren gewählte Stadtverordnetenversammlung. Seit dem 20. November 1948 amtierte Friedrich Ebert (SED), der Sohn des früheren Reichspräsidenten, als Oberbürgermeister im sowjetischen Sektor Berlins, der 1949 zur Hauptstadt der DDR erklärt wurde.

Quelle: "Schlaglichter der deutschen Geschichte"
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