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Kommunistische Gruppierungen
Auf ähnliche Weise arbeitete in Hamburg die Bästlein-Gruppe. Sie existierte mit etwa 200 Mitgliedern (überwiegend KPD-Funktionäre, einige Sozialdemokraten und andere) von 1940 bis 1942. Leiter war der ehemalige Abgeordnete Bernhard Bästlein. Kontakte gab es auch zu anderen Gruppen, wie dem Kreis um Robert Uhrig und Beppo Römer, der in besonderer Weise charakteristisch dafür war, daß zu dieser Zeit (ab Kriegsbeginn) der kommunistische Widerstand nicht mehr den Vorgaben der Parteileitung im Ausland und den Direktiven der Komintern in Moskau folgte. Robert Uhrig war Werkzeugmacher, hatte als Kommunist eine Zuchthausstrafe verbüßt und anschließend eine weitverzweigte Organisation in Berlin aufgebaut, mit Verbindungen nach Hamburg, Mannheim, Leipzig, München und anderen Orten. Ab 1940/41 arbeitete Uhrig mit Beppo Römer zusammen, der seinen Weg von der äußersten Rechten zum Widerstand der Arbeiterbewegung gefunden hatte. Die Uhrig-Römer-Gruppe gab eine regelmäßige Flugschrift "Informationsdienst" heraus. Sie rief zu Sabotageakten auf und bemühte sich um Informationen zur wirtschaftlichen und militärischen Lage. Ziel der Gruppe war die Errichtung eines sozialistischen Staates nach dem Sturz der Hitler-Diktatur. Die Gestapo verhaftete im Februar 1942 mehr als 200 Mitglieder in Berlin und München, unter ihnen Römer und Uhrig, die im August und September 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurden. Im Oktober 1942 zerschlug die Gestapo in Hamburg die Widerstandsgruppe um Bernhard Bästlein. Eines ihrer Mitglieder, der frühere Abgeordnete Franz Jacob, entkam nach Berlin und schloß sich dem Maschinenbauer Anton Saefkow an, der nach seiner KZ-Haft eine Widerstandsorganisation aufgebaut hatte. 1925 war Jacob von der SPD zur KPD übergewechselt, die er 1932 in der Hamburger Bürgerschaft vertrat. Von 1933 bis 1940 war er in Gefängnis bzw. KZ inhaftiert gewesen. Die Saefkow-Jacob-Gruppe übernahm auch die Nachfolge der Uhrig-Römer-Gruppe, indem sie deren nicht verhaftete Mitglieder sammelte und ein neues Netz illegaler Zellen in Berliner Fabriken aufbaute. Die Saefkow-Jacob-Gruppe unterhielt Kontakte zu anderen Gruppen des kommunistischen Widerstandes und bemühte sich um die Bildung einer überparteilichen antifaschistischen Bewegung mit dem Nahziel der raschen Beendigung des Krieges und dem Fernziel eines demokratischen Deutschland, unter sozialistischen Vorzeichen. Fäden wurden bis hin zum Kreisauer Kreis geknüpft. Das gemeinsame Ziel war die Überzeugung, den Sturz Hitlers herbeiführen zu müssen. Im Juli 1944 zerschlug die Gestapo auch die Saefkow-Jacob-Gruppe, eine der größeren Widerstandsorganisationen. Den 1933 propagierten und nach 1945 in der ehemaligen DDR ständig gefeierten Massenwiderstand der Kommunisten hat es nur zu Beginn der NS-Herrschaft gegeben. Das ändert nichts daran, daß die Kommunistische Partei die größte Zahl von Toten im Widerstand gegen die Hitlerdiktatur zu beklagen hatte. Festzuhalten bleibt, daß politischer Widerstand der Kommunisten in mehreren Phasen und auf ganz unterschiedliche Weise geleistet wurde. Die erste Phase, bis Mitte der 30er Jahre, war gekennzeichnet durch einen verlustreichen Aktionismus, angeordnet durch eine starre Parteibürokratie. Dem Werben um Bündnispartner ab August 1935 war ebensowenig Erfolg beschieden wie der Verlagerung des Widerstandes in die Betriebe. Das lag einerseits an den Wirkungen der nationalsozialistischen Politik (Ende der Arbeitslosigkeit) und andererseits an der Resignation vieler Arbeiter. Im Kriege wurde der Widerstand von Einzelnen getragen. Sie folgten auf sich gestellt weniger den Parteilinien, sondern suchten die Zusammenarbeit mit Hitlergegnern anderer politischer Überzeugungen.Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
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