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Weltweite Wirtschaftskrise
 

Verträge von Locarno
Im Zuge der durch den Dawes-Plan bewirkten Verbesserung des politischen Klimas tagten vom 5. bis 16. Oktober 1925 im schweizerischen Kurort Locarno die Regierungschefs und Außenminister Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Belgiens, Italiens, Polens und der Tschechoslowakei, um Abkommen zur Stabilisierung des Friedens in Europa zu schließen - Voraussetzung für weitere amerikanische Kredite. In einem "Garantiepakt" erklärten Deutschland, Frankreich und Belgien sowie England und Italien (als Garantiemächte) die deutsche Westgrenze für "unverletzlich". Das Reich akzeptierte also den Verlust von Elsass-Lothringen und Eupen-Malmedy; dafür war es künftig gegen territoriale Sanktionen geschützt. Darüber hinaus schloss Deutschland zweiseitige Schiedsabkommen mit Frankreich und Belgien, denen zufolge Konflikte mit diesen Ländern künftig auf schiedsgerichtlichem Wege beigelegt werden sollten. Die Locarno-Verträge waren weitgehend das Werk des deutschen Außenministers Gustav Stresemann und seines französischen Amtskollegen Aristide Briand; am 10. Dezember 1926 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Zwar verpflichtete sich das Reich in Schiedsverträgen mit Polen und der Tschechoslowakei zum Verzicht auf gewaltsame Grenzveränderungen, aber eine Grenzgarantie wie im Westen - und damit den Verzicht auf alle verlorenen Ostgebiete - lehnte Stresemann ausdrücklich ab. Ein "Ostlocarno" hätte seine Strategie gefährdet, Deutschland schrittweise - durch Friedenssicherung, Beendigung der Reparationen und der Besatzungsherrschaft, Revision der Ostgrenzen und Anschluss Österreichs - wieder zur Großmacht werden zu lassen. Zu gegebener Zeit wollte er Polen durch wirtschaftlichen (nicht durch militärischen) Druck zu Grenzverhandlungen zwingen. Insofern war Stresemann - wie andere europäische Staatsmänner seiner Zeit auch - stets beides: "ein kühl kalkulierender Realpolitiker und ein nationaler Machtpolitiker" (Eberhard Kolb).
Locarno brachte eine spürbare Verbesserung der deutschen Position in der internationalen Politik. Greifbare Ergebnisse (die freilich hinter manchen überschwänglichen Erwartungen zurückblieben) waren zum einen der Abzug der britischen Besatzungstruppen aus der Kölner Zone bis Ende Januar 1926, zum anderen die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund (mit ständigem Ratssitz) am 10. September 1926. Dennoch verweigerte die radikale Rechte ebenso wie die radikale Linke ihre Zustimmung zu den Locarno-Verträgen. Die Deutschnationalen, die immer stärker unter den Einfluss des finanzstarken, ultrakonservativen Zeitungszaren Alfred Hugenberg gerieten, traten aus der seit Januar 1925 bestehenden "Bürgerblock"-Regierung (DDP - Zentrum - DVP - DNVP) unter dem parteilosen (DVP-nahen) Reichskanzler Luther aus. Wetterten DNVP und NSDAP gegen die Preisgabe deutscher Gebiete im Westen, so befürchtete die KPD die Einbeziehung Deutschlands in eine gemeinsame Front der kapitalistischen Länder gegen die Sowjetunion. Daher konnten die Locarno-Verträge nur mit Hilfe der oppositionellen SPD ratifiziert werden.
Als Ergänzung bzw. Gegengewicht zum Locarno-Pakt schloss Deutschland mit der Sowjetunion am 24. April 1926 den Berliner Vertrag. Es handelte sich um einen Freundschaftsvertrag, in dem das Reich Russland für den Fall eines Krieges mit dritten Staaten seine Neutralität zusicherte. Dies bedeutete in erster Linie, dass Deutschland im Falle eines russisch-polnischen Krieges einen Durchmarsch französischer Truppen zur Unterstützung Polens nicht zulassen würde.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de


 
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