1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Weltweite Wirtschaftskrise
 

Unterschichten
Zu den Unterschichten zählten Industrie- und Landarbeiter, Handwerksgesellen und Lehrlinge, Knechte und Mägde, Hausangestellte, Arbeitslose, Rentner und Invaliden. Industriearbeiter stellten gut drei Fünftel dieses Gesellschaftssegments. Katholische Arbeiter standen der Zentrumspartei und ihren christlichen Gewerkschaften nahe. Die Landarbeiter waren infolge der (durch die Revolution 1918/19 kaum gebrochenen) traditionellen patriarchalischen Bindungen an ihre "Herrschaft" eher konservativ orientiert. Davon abgesehen bildeten die Unterschichten - zumal die DDP und ihre schwachen "wirtschaftsfriedlichen" (das heißt nicht streikenden) liberalen Gewerkschaften ("Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine") kaum Anklang fanden - das soziale Fundament der Sozialdemokratie wie auch des Kommunismus. Ältere Arbeiter und Facharbeiter fühlten sich eher von der SPD und dem ihr nahe stehenden "Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund" (ADGB) angezogen, Jungarbeiter, ungelernte Arbeiter und Arbeitslose eher von der KPD, die keine gesonderten Gewerkschaften besaß, weil sie nach dem Betriebsprinzip (statt Wohnortsprinzip) organisiert war. SPD und KPD vermochten - wie sonst nur noch (schichtenübergreifend) die katholische Zentrumspartei - ihre Anhänger in ein dicht geknüpftes Netz aus Parteigliederungen, Selbsthilfeorganisationen, Bildungseinrichtungen, Sport- und Freizeitvereinen sowie in ein eigenes Pressewesen einzubinden. Sozialwissenschaftler sprechen daher von festgefügten "sozialmoralischen Milieus" (Rainer M. Lepsius) oder politischen "Solidargemeinschaften" (Peter Lösche), beim kommunistischen Milieu sogar von einem abgedichteten "selbstständigen Lager innerhalb der Gesamtgesellschaft" mit einer ausgeprägten "Lagermentalität" (Oskar Negt/Alexander Kluge).


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de


 
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