Theater und Literatur
Im Theater begann 1925 die Abkehr von expressionistischer Wirklichkeitsverzerrung und Sprachverstümmelung mit Carl Zuckmayers gefeiertem Volksstück "Der fröhliche Weinberg" (1925). Jedoch stand das Zeit- oder Gesellschaftsstück im Mittelpunkt des neusachlichen Theaters, zum Beispiel Peter Martin Lampels "Revolte im Erziehungshaus" (1928), das eine öffentliche Debatte über die Missstände in der Fürsorgeerziehung auslöste, Marieluise Fleißers Drama "Pioniere in Ingolstadt" (1928) oder Zuckmayers berühmte antimilitaristische Tragikomödie "Der Hauptmann von Köpenick" (1930). Neusachliche Prosa griff historische Themen auf (zum Beispiel Lion Feuchtwangers "Jud Süß" 1925), verarbeitete kritisch das Weltkriegserlebnis (so Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues" 1929) oder setzte sich - ebenso wie das Zeit- und Gesellschaftsstück - mit sozialen Problemen auseinander. Hans Falladas Roman "Kleiner Mann, was nun?" (1932) zum Beispiel veranschaulichte die Not der kleinen Angestellten und das Umsichgreifen des Nationalsozialismus in der Weltwirtschaftskrise. In Alfred Döblins Großstadtroman "Berlin Alexanderplatz" vermischten sich Einflüsse des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, amerikanischer Autoren (Upton Sinclair,John Dos Passos) und des Films (Schnitttechnik). Döblin nutzte beispielhaft alle Vermarktungsmöglichkeiten: 1929 erschien das Buch, 1930 das Hörspiel, 1931 der Film. Zur neusachlichen Prosa zählten schließlich die literarisch anspruchsvollen Sozialreportagen von Egon Erwin Kisch ("Der rasende Reporter" 1924) ebenso wie Erich Kästners heiter-ernste Kinderbücher "Emil und die Detektive" (1929) und "Pünktchen und Anton" (1931). Die Lyrik der Neuen Sachlichkeit war vor allem "Gebrauchslyrik" (Kurt Tucholsky): Humorvolle, satirische Verse über Liebe, Alltag und Politik, von Bertolt Brecht, Kästner, Walter Mehring, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky und Werner Finck, als Gedichte oder Lieder, Bänkelsänge oder Balladen für das Kabarett, das sich großer Beliebtheit erfreute. Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
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