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Massenmedien
Unter den Massenmedien, die in der Weimarer Republik alle eine rasante Entwicklung erlebten, behielt die Presse ihre Spitzenstellung: 1928 erschienen 3356 verschiedene Tageszeitungen (davon 147 in Berlin); allerdings wurden nur 26 in mehr als 100000 Exemplaren gedruckt. Dagegen erreichte 1930 die "Berliner Illustrierte Zeitung" ("B. I. Z.") eine Auflage von fast 1,9 Millionen, die "Münchner Illustrierte Presse" immerhin von 650000 Exemplaren. In den zwanziger Jahren entstanden alle noch heute üblichen Gattungen des Films (Horror-, Sex-, Abenteuer-, historischer Ausstattungsfilm, Spionage-, Kriminal-, Heimat-, Natur-, zeitkritischer Film, Musik-, "Lustspiel"-, Dokumentar- und Lehrfilm). Zahlreiche deutsche Produktionen erlangten internationale Anerkennung und konnten ohne weiteres mit den anspruchsvollsten amerikanischen Filmen konkurrieren. "Der Film ist [...] eine technische, [...] dank der Billigkeit ihrer Reproduktion populäre, schlechthin 'demokratische' Kunst." (Arnold Hauser) Tatsächlich bestand das Kinopublikum zum größten Teil aus Jugendlichen, Arbeitern und kleinen Angestellten. Die zunehmende Beliebtheit des Films spiegelt sich in der rasanten Ausbreitung der "Lichtspielhäuser": 1918 waren es 2300, 1920 schon 3700, 1930 schließlich mehr als 5000 mit zwei Millionen Sitzplätzen. Bereits 1925 kauften täglich zwei Millionen Menschen eine Kinokarte. Als seit 1929 die Umstellung auf den Tonfilm erfolgte, passten sich bis Ende 1930 bereits 900 Kinos mit 600000 Sitzplätzen an die neue Technik an. Jetzt gewannen auch die im Beiprogramm gezeigten Wochenschauen an Attraktivität. Insgesamt war die Filmproduktion infolge der Inflation und ständig steigender Kosten rückläufig: Drehten 1922 noch 360 Filmgesellschaften 646 Filme, so entfielen Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre nur mehr etwa 120 Filme jährlich auf drei Produktionsfirmen (Ufa, Tobis, Terra). Dennoch blieb Deutschland in der Herstellung und Verbreitung von Filmen aller Art in Europa führend. Anders als Rundfunk und Printmedien unterlag der Film in der Weimarer Republik einer staatlichen Zensur (Reichslichtspielgesetz vom 12. Mai 1920), denn viele Politiker misstrauten den suggestiven Wirkungen dieses Mediums. Der Rundfunk brachte die Kultur sogar direkt ins Haus. Anfang 1924 gab es erst 10000 Rundfunkteilnehmer, 1932 bereits über vier Millionen (etwa ein Viertel der Haushalte), denen die Sender der 1926 gegründeten Reichs-Rundfunk-Gesellschaft insgesamt 55000 Stunden Sendezeit anboten. Davon entfielen etwa zwei Drittel auf Musikprogramme, ein Drittel auf Vorträge, Reportagen, Nachrichtensendungen, Dichterlesungen und Hörspiele - eine neue literarische Gattung, mit der zahlreiche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erstmals einen größeren Bekanntheitsgrad erreichten. Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
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