Separatistenbewegungen
Seit Ende September 1923 verstärkten separatistische Bewegungen im preußischen Rheinland, in der bayerischen Pfalz und in Rheinhessen mit Unterstützung der französischen und belgischen Besatzungsmacht ihre Anstrengungen, diese Gebiete in selbstständige, eng mit Frankreich und Belgien zusammenarbeitende Territorien zu verwandeln. Sah Poincaré darin die Chance zur Schaffung eines unabhängigen rheinischen Staates und damit zur Abtrennung des Ruhrgebietes vom Deutschen Reich, so versprachen sich die Separatisten davon wirtschaftliche und politische Vorteile. Am 21. Oktober riefen sie eine "Rheinische Republik" aus, am 12. November eine "Autonome Pfalz". In Aachen, Koblenz, Bonn, Wiesbaden, Trier und Mainz stürmten sie die Rathäuser. Die Reichsregierung war machtlos, da sie in die entmilitarisierte Zone keine Truppen schicken durfte. Die separatistischen Bewegungen, denen sich auch kriminelle Elemente anschlossen, scheiterten jedoch innerhalb weniger Monate. Zum einen verstärkten sie durch anmaßendes Auftreten, Plünderungen und Misshandlungen den ohnehin vorhandenen erbitterten Widerstand der Bevölkerung; zum anderen musste das von der deutschen Wirtschafts- und Währungskrise in Mitleidenschaft gezogene, auf internationale Kredite angewiesene Frankreich Ende November 1923 der Vorbereitung einer Neuregelung der Reparationsfrage durch zwei Sachverständigenausschüsse zustimmen, die von englischen und amerikanischen Bankiers geleitet wurden. In diesem Zusammenhang lehnten Großbritannien und die USA eine Loslösung des Ruhrgebietes von Deutschland wegen der unabsehbaren internationalen wirtschaftlichen und politischen Risiken ab. Daher ließ der französische Ministerpräsident Poincaré im Februar 1924 die separatistischen Bewegungen fallen. Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de
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