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Machtergreifung
 

Bücherverbrennungen
Ab April wurden schwarze Listen der Autoren veröffentlicht, die aus dem Geistesleben des neuen Deutschland ausgeschlossen werden sollten. Die Listen waren lang und reichten von politischen Autoren wie August Bebel, Eduard Bernstein, Hugo Preuß und Walter Rathenau über Wissenschaftler wie Albert Einstein und Sigmund Freud zu Dichtern wie Berthold Brecht, Alfred Döblin, Stefan Zweig, Carl von Ossietzky, Erich Maria Remarque, Arthur Schnitzler und Kurt Tucholsky. Der Katalog wurde auch auf Autoren vergangener Jahrhunderte ausgeweitet und erfaßte Karl Marx wie Heinrich Heine. Bald prangten die Listen an sogenannten "Schandpfahlen" vor deutschen Universitäten.
Schließlich holte der NS-Studentenbund zur "Aktion wider den undeutschen Geist" aus. Am 10. Mai 1933 wurden überall auf den Plätzen der Haupt- und Universitätsstädte Bücher und Zeitschriften auf Scheiterhaufen verbrannt, umrahmt von studentischen Fackelzügen, karnevalesken Zugaben zur Verspottung der gebrandmarkten Literaten und von Feuersprüchen einiger Professoren. Joseph Goebbels hielt bei der Berliner Bücherverbrennung die abschließende Rede und verkündete: "Hier sinkt die geistige Grundlage der Novemberrepublik zu Boden." Dann zitierte er Ulrich von Hutten: "Oh, Jahrhundert, oh Wissenschaft, es ist eine Lust zu leben." Tatsächlich eröffnete er damit eine Epoche, von der eines der Opfer dieser Aktion, Heinrich Heine, geschrieben hatte: "Wo man Bücher verbrennt, dort verbrennt man am Ende auch Menschen."
Noch schneller hatte Goebbels die "Sanierung des deutschen Kulturlebens", von der Hitler in der Rede zur Einbringung des Ermächtigungsgesetzes am 23. März gesprochen hatte, im Presse- und Rundfunkwesen erreicht. Die Gleichschaltung des halbstaatlichen Rundfunks ließ sich mit einem Federstrich durchsetzen. Im Bereich des privatwirtschaftlichen Pressewesens bedurfte es der bekannten Kombination von wirtschaftlichem Druck, vorübergehendem Verbot und der erzwungenen Entlassung einzelner liberaler Journalisten. Hinzu kamen die materiellen Krisen, in denen nicht wenige Zeitungen steckten. Auch dadurch wurde die Presselandschaft verändert, nachdem die den demokratischen Parteien nahestehenden Parteien schon längst verschwunden waren. Schließlich kam das Verfahren der indirekten Zensur durch das Schriftleitergesetz, das die Redakteure dem Weisungsrecht der Verleger weitgehend entzog und dafür dem Staat unterstellte. Abgeschlossen wurde dieser Kontrollmechanismus durch den Zwang zur korporativen Mitgliedschaft im Vernd der Reichsschrifttumskammer, die den Spielraum noch einmal drastisch verringerte. Denn nur wer Mitglied in der Kammer war, durfte sich publizistisch betätigen.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
www.bpb.de


 
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