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Stalingrad
 

Stalingrad
Im Sommer 1942 waren die deutschen Armeen im Süden der Ostfront erneut zu einem Großangriff angetreten, um jetzt- nach der Niederlage im Winterkrieg vor Moskau 1941/42 - doch noch die Sowjetunion niederzuwerfen. Zwei Ziele sollten mit diesem Vormarsch erreicht werden: die Eroberung der Stadt Stalingrad, des Rüstungs- und Verkehrszentrums an der Wolga, und die Inbesitznahme der Ölfelder im Raum Baku im Kaukasus. Mit dem Entschluss, beide ehrgeizigen Ziele gleichzeitig in getrennten Operationen in Angriff zu nehmen, hatte sich Hitler gegen die Vorstellungen der Generale durchgesetzt, die den Vorstoß auf den Kaukasus erst nach der vollständigen Besetzung des Raumes um Stalingrad unternehmen wollten.
Beide Ziele wurden nicht erreicht; zwar stießen deutsche Verbände bis in den Kaukasus vor, aber dann hatte sich die Offensive festgelaufen. Auch Stalingrad konnte nicht ganz in Besitz genommen werden. In erbitterten Häuser- und Straßenkämpfen mit den Verteidigern der Stadt von August bis November 1942 erlitten die deutschen und rumänischen Verbände schwere Verluste, während die Sowjets immer neue und frische Divisionen heranführten. Sie traten am 19. November zum Gegenangriff an und konnten bereits wenige Tage später den Ring um die Stadt schließen. Der deutsche Befehlshaber, Generaloberst Paulus, beschloss, Stalingrad aufzugeben und nach Westen durchzubrechen. Aber Hitler lehnte ab und befahl, den Platz unbedingt zu halten, zumal Göring zugesichert hatte, die eingeschlossene Armee über Wochen aus der Luft mit allem Notwendigen zu versorgen. Inzwischen hatte auch der Winter mit strengem Frost eingesetzt. Grimmige Kälte und unzureichende Verpflegung zermürbten die erschöpften Soldaten, denen vorgegaukelt wurde, ein Entlastungsstoß deutscher Armeen würde sie in Kürze aus ihrer misslichen Lage befreien. Aber die zur Entlastung angesetzten Truppenverbände blieben 48 km vor dem Kessel liegen. Am 31. Januar und 2. Februar 1943 ergaben sich die Reste der in zwei Kessel auseinander gebrochenen Armee. 146 000 deutsche und rumänische Soldaten waren gefallen, 90 000 völlig erschöpfte, kranke und verwundete Männer gingen in die Gefangenschaft, nur etwa 6 000 haben überlebt und sind nach Jahren in die Heimat zurückgekehrt. Hitler, der schon in einer Rede am 8. November 1942 mit der Eroberung Stalingrads geprahlt hatte, suchte jetzt den Untergang der 6. Armee als grandioses germanisches Heldenepos hinzustellen. Aber immer mehr Menschen in Deutschland ahnten, dass mit Stalingrad eine Wende des Krieges eingetreten war.

Quelle: "Schlaglichter der deutschen Geschichte"
Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung.
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