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Deutsche Geschichten


Kapitulation
Am 2. Mai 1945 kapitulierte Berlin, weitere Teilkapitula-
tionen folgten am 4. Mai in Süd- und Nordwestdeutsch-
land. 8. Mai 1945 - der zweite Weltkrieg ist zu Ende.

Bis zuletzt hatte Adolf Hitler versucht, eine Niederlage abzuwenden. Als die sowjetischen Truppen schließlich in Berlin standen, nahm er sich das Leben. Der Weg zur Kapitulation war frei.
Im Vorfeld der Kapitulation spielte sich eine hektische Diplomatie ab. Großadmiral Karl Dönitz, kommissarischer Reichskanzler, suchte einen Separatfrieden mit Briten und Amerikanern zu schließen. Letzter Versuch, einen Keil zwischen die Alliierten zu treiben? Oder verzweifelter Einsatz für die Deutschen in den Ostgebieten?
Für die Alliierten gab es nur ein mögliches Ende für den Konflikt: die bedingungslose und sofortige Kapitulation der Achsenmächte. Verlängerte diese unnachgiebige Haltung den Krieg unnötig?
Was geschah nun genau in der kurzen Zeitspanne von Hitlers Selbstmord bis zur Kapitulation der Wehrmacht, in den letzten Tagen des Deutschen Reiches?

Die letzten Tage

Nach dem Zusammenbruch der Ostfront flohen Soldaten und Zivilisten vor der heranna-
henden sowjetischen Armee. Die Westalliierten erreichten die Ostsee und Österreich, die Rote Armee griff die Vororte der Reichshauptstadt Berlin an.

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Berliner Unterwelten

Als die Rote Armee in der Schlacht um Berlin im Stadtzentrum stand, beging Hitler am Nachmittag des 30. April 1945 Selbstmord. Zu seinem Nachfolger als Reichskanzler hatte er Großadmiral Karl Dönitz bestimmt, nachdem der eigentlich vorgesehene Herrmann Göring in Ungnade gefallen und von der SS auf dem Obersalzberg verhaftet worden war.

Dönitz, vorher Oberbefehlshaber der Marine und lange Zeit Befehlshaber der deutschen U-Boot-Flotte, brachte die Kriegsmaschine so rasch und so gut es ging zum Stillstand. Zumindest dies bleibe, schreibt der Historiker Michael Salewski, "das Verdienst dieses allergläubigsten Jüngers des Adolf Hitler."

Biographie
Karl Dönitz

Dönitz beauftragte Generaloberst Alfred Jodl, bei den Kapitulationsverhandlungen im amerikanischen Hauptquartier entweder eine Teilkapitulation zu vereinbaren oder aber eine viertägige Frist zwischen der Unterzeichnung einer Gesamtkapitulation und der Einstellung aller militärischen Bewegungen zu erlangen.

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Zeitzeugenbericht:
Kapitulation

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Kapitulation

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Kriegsende 1945: Besiegte und Befreite!

Literatur
Manfred Görtemaker
"Das Erbe Hitlers"

Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 im Hauptquartier General Eisenhowers in Reims und am 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Weite Teile Europas waren verwüstet, die meisten Städte Deutschlands nur noch Trümmerhaufen.

Kapitulation
Kapitulation
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Zeitzeuge
Deutsche U-Boot-Waffe

Aus im Westen

Der amerikanische Oberbefehlshaber, General Dwight D. Eisenhower, sah darin zutreffenderweise den Versuch, Konflikte zwischen den Alliierten zu provozieren. Er bestand deshalb auf einer sofortigen und bedingungslosen Gesamtkapitulation, billigte den Deutschen jedoch eine Frist von 48 Stunden für die Übermittlung der Kapitulation an die Truppenteile der Wehrmacht zu. Am Morgen des 7. Mai 1945 unterzeichnete Jodl im Namen des deutschen Oberkommandos die Gesamtkapitulation aller Streitkräfte im Alliierten Hauptquartier im französischen Reims. Vorangegangen war die Kapitulation Berlins am 3. Mai, sowie Kapitulationen einzelner deutscher Verbände im Westen. Dadurch wollte die neugebildete Regierung Dönitz Zeit für möglichst viele Flüchtlinge im Osten gewinnen, um sie vor herannahenden sowjetischen Truppen zu retten.

Biographie
Alfred Jodl

Stalin erschien die Kapitulation von Reims jedoch als nicht ausreichend, da sie nur in ungenügendem Maße den sowjetischen Prestigebedürfnissen entsprach. Auf seine Forderung hin wurde die Kapitulation der deutschen Wehrmacht noch einmal im Sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst unterschrieben. Wie bereits in Reims festgelegt, ratifizierten hier die hochrangigen deutschen Militärs Wilhelm Keitel, Hans-Georg von Friedeburg und Hans- Jürgen Stumpff in Anwesenheit von Marschall Georgi Shukow kurz nach null Uhr in der Nacht zum 9. Mai die Kapitulationsurkunde für alle Wehrmachtsteile.

Schattenkabinett in Flensburg

Damit war der Zweite Weltkrieg zwar formal beendet, es bestand jedoch noch bis zum 23. Mai ein deutsches "Schattenkabinett" unter Dönitz Leitung in dessen ehemaligem Marinehauptquartier in Flensburg. Erst an diesem Tag lösten die Alliierten auf Druck Moskaus die letzte deutsche Reichsregierung auf und übernahmen die Regierungsgewalt. Noch heute ist die Geschichtsforschung über viele Aspekte des Kriegsendes nicht zu einem abschließenden Urteil gelangt. Besonders die

handfesten Konflikte zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion um das Schicksal Polens überschatteten die letzten Kriegsmonate.

Geopferte Flüchtlinge

Um den Bestand der Allianz nicht in letzter Minute zu gefährden, machte der Westen dem sowjetischen Diktator einige weitgehende Zugeständnisse, die etwa den deutsch-polnischen Grenzverlauf betrafen. Zu den für die Westalliierten eher düsteren Episoden gehört auch der Umgang mit den "displaced persons". Zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine und Weißrussland wurden von den westlichen Politikern an Stalin ausgeliefert, vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und später in Arbeitslagern ermordet. Die deutschen Kapitulationen vom 7. und 9. Mai 1945 setzten den Schlusspunkt unter das finsterste Kapitel deutscher Geschichte. Eine "offene Frage" hinsichtlich der Kriegsschuld, wie für den Ersten Weltkrieg, gibt es im Hinblick auf den Zweiten Weltkriegs nicht: Die Schuld lag eindeutig auf Seiten Deutschlands und seiner Führer. Dennoch haben Historiker noch ein weites Feld aufzuarbeiten, wenn es darum geht, die vielen Verbrechen an den Zivilbevölkerungen aller beteiligten Länder aufzuklären. Ohne das brutale Vorgehen der Roten Armee gegen die Menschen der ehemaligen deutschen Ostgebiete ist die merkwürdige Geschichte der deutschen Kapitulationen jedenfalls nicht erklärbar.

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Ostfront: Berlin

Kriegsziel: Kapitulation

Krieg galt lange als legitime Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Er hatte bestimmte Regeln und endete mit der Niederlage einer Konfliktpartei oder eben durch Kapitulation.
Die Kapitulation ist die Erklärung eines militärischen Befehlshabers an den Gegner, keinen Widerstand mehr leisten zu wollen. Sie ist so alt wie der Krieg selbst. Dabei war die Kapitulation von der Antike bis weit in die Neuzeit in der Regel immer an Bedingungen geknüpft. Der Unterlegene in einem Konflikt forderte für das Niederlegen der Waffen bestimmte Konzessionen ein. Das konnten territoriale Forderungen sein oder etwa Garantien für die Zivilbevölkerung gegen Plünderungen und Übergriffe. Genauso wie man den Unterlegenen noch mit Würde behandelte, durften die in den Gesprächen ausgehandelten Bedingungen nicht verletzt werden. Die explizite Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation tauchte erstmals

Kapitulation
Kapitulation
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im amerikanischen Bürgerkrieg auf. Im Februar 1862 stand Unionsgeneral Ulysses Simpson Grant vor dem Konföderierten-Fort Donelson im Norden Tennessees.

Neues Verständnis von Krieg

Mit der aufkommenden Industrialisierung und der Entwicklung neuer Waffen wuchs das Zerstörungspotenzial von Kriegen. Ebenso wandelte sich das Bild vom Gegner. Nicht mehr der begrenzte Waffengang mit beiderseitig akzeptierten Regeln stand im Mittelpunkt, sondern die totale Unterwerfung des Feindes. Daher erübrigten sich auch Verhandlungen; der Verlierer hatte die Bestrafung durch den Sieger zu akzeptieren. Die eigene Sache war gerecht, die des Kontrahenten nicht. So bezeichneten etwa die Alliierten im Ersten Weltkrieg ihre deutschen Gegner als "Hunnen" und verbreiteten Schauermärchen über sie.

Der Gegner als Feind

Die Verteufelung des Kriegsgegners erreichte dann mit dem Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg einen grausigen Höhepunkt: Adolf Hitler forderte "unerhörte Härte" gegen das "bolschewistische Judentum" und schuf etwa mit dem berüchtigten "Kommissarbefehl" wesentliche Voraussetzungen für einen beispiellosen Rassen- und Vernichtungskrieg.

Im Januar 1943 trafen sich Franklin Roosevelt und Winston Churchill in Casablanca, Marokko zur ersten großen Konferenz der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Hier verständigten sie sich auf eine gemeinsame Strategie gegen Hitler. Wichtigstes Ergebnis war die Forderung nach der "bedingungslosen Kapitulation" der Achsenmächte.

Diese Aussage hatte weitreichende Folgen, stand sie doch für die Entscheidung, die vom Deutschen Reich und den Nationalsozialisten ausgehende Bedrohung ein für allemal zu eliminieren. Man werde keinen Kompromiss oder Mittelweg akzeptieren. Die Forderung war zudem als Signal an die Sowjetunion gedacht, trotz der sich verspätenden Invasion über den Ärmelkanal an der Ostfront weiter gegen die Wehrmacht zu kämpfen. Nicht zuletzt zerstörte der eindeutige Wortlaut jede Hoffnung, die Hitler sich auf Friedens- Verhandlungen hätte machen können. Die Alliierten verlangten damit nicht mehr nur ein Niederlegen der Waffen zur Einstellung der Feindseligkeiten.
Sie forderten die militärische und politische Totalkapitulation des Deutschen Reiches. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlicher Natur. Papst Pius XII. beispielsweise wandte sich mit Sorge an Roosevelt, fürchtete er doch eine unnötige Verlängerung des Krieges und den Tod weiterer Tausender Menschen. Joseph Goebbels nutzte die Forderung in seiner Propaganda als Beweis für die alliierten Unterwerfungsabsichten - und beschwor damit den Durchhaltewillen der Deutschen.

Biographie
Joseph Goebbels

Die Opposition innerhalb der Wehrmacht haderte mit der "Casablanca-Forderung". Sie sah sich durch das von den Westmächten geforderte Kriegsende um wesentliche Erfolgsaussichten gebracht, weil sie dem deutschen Volk auch bei einem gelungenen Sturz Hitlers keinen weniger demütigenden Waffenstillstand versprechen konnte.

Keine neue Dolchstoßlegende

Roosevelt und Churchill aber waren sich einig darin, dass mit dem Überdauern des Deutschen Reiches nur die Saat für einen neuen Krieg gelegt wäre. So ließ Roosevelt dem Papst versichern, dass die verlangte bedingungslose Kapitulation der "Nazi-Armee" eben nicht gegen das deutsche Volk ziele. Sie solle der Welt zeigen, dass die deutsche Wehrmacht nicht unbesiegbar sei, wie dies so viele immer noch glaubten.

Sieg der Alliierten

Zurück von der Konferenz in Casablanca erläuterte Roosevelt in einer Radioansprache seine Entscheidung dem amerikanischen Volk so: "Unsere kompromisslose Politik ist nicht als Angriff auf die einfachen Bürger der Achsenmächte zu verstehen. Sie ist zu verstehen als das Streben nach einer vollständigen und umfassenden Bestrafung ihrer schuldigen und barbarischen Führer ...".
Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl im Alliierten Hauptquartier im französischen Reims die Gesamtkapitulation aller deutschen Streitkräfte: "Wir, die hier Unterzeichneten, die wir im Auftrage der Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht handeln, übergeben hiermit bedingungslos dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditionsstreitkräfte und gleichzeitig dem Oberkommando der Roten Armee alle gegenwärtig unter deutschem Befehl stehenden Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft." (Erster Absatz der Kapitulationsurkunde).

Festnahme einer Regierung

Das Deutsche Reich wurde unter die vollständige Kontrolle der Alliierten gestellt. Für eine deutsche Regierung war kein Platz mehr. Die Regierung Dönitz in Flensburg wurde nur wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation von den alliierten Siegern abgesetzt und in die Gefangenschaft geführt. Ein Vorgang, wie es ihn in der europäischen Staatengeschichte so noch nicht gegeben hatte.