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Kapitulation
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Gustav Lauer
geb. 1926

Deutsche U-Boot-Waffe
Soldat (Marine) von November 1943 bis Mai 1945 als U-Boot-Maat (Trimmer und Backschafter) bei der 13. U-Boot-Flotille, mehrere Feindfahrten auf der U 310 (Typ Vll c).

Stationen u.a.: Wilhelmshaven, Norwegen: Harstadt, Trontheim, Narwick, Nordmeer (u.a. an der Halbinsel Kola).

Gefangenschaft (englische Internierung) von Mai bis August 1945 in Norwegen.


Freiwillig zur U-Boot-Waffe

Gustav Lauer wurde 1943 gemustert und am 27.11.1943 als 17-jähriger zur Marine eingezogen. Neben verschiedenen Ausbildungsstufen stellte sich irgendwann die Frage, ob er sich freiwillig zur U-Boots-Waffe melden sollte. Damit war gemeint, zum fahrenden Personal. Als es hieß, dass Admiral Dönitz jeden Mann brauche, wurden auch die Marinesoldaten seiner Kompanie gefragt. Gustav Lauer war der einzige, der "Ja" sagte. Seine Kameraden, die später als Besatzungspersonal auf der Black Watch - dem Mutterschiff der 13. U-Boot-Flottille - eingeteilt wurden, konnten seine Entscheidung nicht verstehen. Doch Lauer war unbeirrt und sagte nur: "Wenn ich zu den U-Booten komme, dann kehre ich nach Hause zurück." Doch er erntete nur Kopfschütteln.
Was war passiert? Lauer hatte geträumt, dass er nur nach Hause käme, wenn er unter Wasser fahren würde. Seine Entscheidung aus dieser inneren Gewissheit heraus war für seine Kameraden unverständlich. Als er an Bord von U 310 (Typ Vll c) ging, taten diese schon Dienst auf der Black Watch.
Zwar waren Feindfahrten mit dem U-Boot sehr gefährlich, aber Kommandant Wolfgang Ley war stets so besonnen, dass er nicht immer Kopf und Kragen riskierte. Seine Passivität erregte schließlich das Aufsehen der Vorgesetzten, die ihm mangelnde Angriffslust vorwarfen. Jedenfalls gingen die Mannen um Kapitän Ley in Trondheim (Norwegen) ohne Gegenwehr in englische Internierung, und Gustav Lauer kehrte unversehrt wieder heim.
Und was passierte mit der Black Watch? Am Ostermontag des Jahres 1945 wurde das an der Küste liegende Schiff von den Engländern angegriffen und vollständig zerstört. Fast alle Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod.
So hatte sich das Vertrauen auf seine innere Stimme für Gustav Lauer letztlich gelohnt und er hat, trotz vieler Gefahrenmomente, den Krieg unversehrt überlebt.
Die U 310 "lebte" danach nur noch ca. zwei Jahre. Sie wurde am 29.05.1945 den Norwegern zugesprochen und im März 1947 verschrottet.

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Kapitulation
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Deutsche U-Boot-Waffe
Leben im U-Boot

Wie war das Leben an Bord eines U-Bootes im Zweiten Weltkrieg? Gustav Lauer wurde als 18-jähriger Maschinengefreiter auf dem U-Boot U 310, Typ Vll c. An Bord befanden sich 54 Mann Besatzung unter Kommandant Wolfgang Ley. U 310 war 67,1 Meter lang und 6,2 Meter breit. Weitere Eckdaten: 4,8 Meter Tiefgang, 250 Meter maximale Tauchtiefe, Alarmtauchzeit in 30 Sekunden. Das Boot war mit zehn Torpedos bestückt, davon befanden sich fünf in den Rohren und fünf in Reserve.
Lauer war als Zentralheizer u.a. für die Entlüftung der Tauchzellen und für das Trimmen (das Boot waagerecht halten) verantwortlich. Dabei musste er bei Unterwasserfahrten Bewegungen innerhalb des Bootes ausgleichen. Ging ein Mann vom Bug zum Heck, mussten 50 Liter Wasser auf der anderen Seite für Ausgleich sorgen. Wenn kein Feind in der Nähe war, fuhr das Boot über Wasser. Dabei konnte es die Batterien aufladen oder schnellere Fahrt machen. Dann durften jeweils zwei Kameraden im offenen Turm rauchen.
Beim sogenannten Alarmtauchen war Eile angesagt. Dazu wurde bei 20 Metern Tauchtiefe das Wasser aus den Untertriebszellen herausgedrückt. In einem kritischen Fall - es musste besonders schnell gehen - konnte dies erst bei ca. 30 bis 40 Metern Tiefe vorgenommen werden. Dadurch "stürzte" das Boot bis in ca. 300 Meter Tiefe. Als es endlich abgefangen werden konnte, waren alle heilfroh, dass das Boot dem Druck standgehalten hatte und so dem feindlichen Zerstörer entkommen konnte.
Eine andere gefährliche Lage ist Lauer unvergessen. Das Boot wurde vom Gegner geortet. Es konnte aber nur bis zu 110 Metern tauchen und lag dann auf Grund. Sämtliche Maschinen und Geräte wurden abgestellt. Es musste absolute, wortlose Stille herrschen. Von Steuerbord aus fielen laufend Wasserbomben, aber die alles entscheidende Bombe verfehlte ihr Ziel. Das Boot befand sich glücklicher Weise genau in einer Lücke, die von den Bomben verschont blieb. Als die Gefahr vorbei war, gab es ein großes Aufatmen.
U 310 operierte überwiegend im Nordmeer, quasi vor der Haustür Russlands. Weihnachten 1944 hatte man vor der russischen Küste einen Kolbenfresser. Nach der Reparatur lief das Boot Sylvester 1944 auf die Klippen auf. So konnte man auf unorthodoxe Weise den Russen ein gutes neues Jahr wünschen, um dann danach die Heimfahrt anzutreten.
Bei den Maßen des Bootes war nicht viel Platz an Bord. Rechts und links waren die Schlafkojen angebracht, jeweils zwei übereinander. Jede frei Stelle war zudem mit Verpflegung ausgefüllt. Geschlafen wurde im Wechsel: vier Stunden Dienst und vier Stunden Schlaf. Man fand immer ein "vorgemieftes" Bett vor.
Die Toilette an Bord ließ sich nur bis zu einem Tiefgang von unter 18 Metern benutzen. Sonst hätten die Fäkalien wegen des größeren Wasserdrucks nicht mehr herausgepumpt werden können. So hieß es ab 19 Metern Tiefe "Arschbacken zusammenkneifen".
Als jüngstes Besatzungsmitglied wurde Gustav nur Benjamin genannt. Er tat zusätzlich als Backschafter (Aufwarter) der Unteroffiziere Dienst und war dadurch in der Kombüse "an der Futterquelle". Das Boot und dessen Besatzung überstanden den Krieg heil. Es wurde am 08.05.1945 in Trondheim (Norwegen) den Engländern übergeben. Dass es so kam, verdankte man einer großen Portion Glück, sowie der besonnenen Art des Kommandanten, der vor allem an das Wohl seiner Besatzung dachte.

Hier im Kasaernengebäude von Leer wurde Gustav Lauer, im Jahre 1943 bei der Marine vereidigt (Marsch zur Vereidigung).Hier im Kasaernengebäude von Leer wurde Gustav Lauer, im Jahre 1943 bei der Marine vereidigt (Marsch zur Vereidigung).

Auch Auch "Reinschiff- machen" gehörte zum Kasernen- leben.

Aus: Jürgen Klosa, "Eine Generation verabschiedet sich", Übach-Palenberg, 2004.
ISBN: 3-00-014237-1

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