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1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
Opposition in der DDR
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Robert Havemann
11.03.1910 - 09.04.1982

Robert Havemann
1910
11. März: Robert Hans Günther Havemann wird als Sohn eines Lehrers in München geboren.


1929-1933
Studium der Chemie an den Universitäten München und Berlin.


1932
Eintritt in die KPD und Tätigkeit für die Kommunistische Internationale (Komintern).


1933-1935
Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Krankenhaus Moabit. Abschluß mit der Promotion zum Dr. phil an der Berliner Universität mit einer Arbeit über "Ideale und reale Eiweißlösungen".
Mitglied der Widerstandsgruppe "Neu-Beginnen".


1934
Heirat mit Antje Hasenclever. Die Ehe wird 1947 wieder geschieden.


1936/37
Mitarbeiter der Militärärztlichen Akademie und 1937 Assistent am Pharmakologischen Institut der Berliner Universität.


1942
Gründungsmitglied und Leiter der Widerstandsgruppe "Europäische Union".

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Robert Havemann


1943
März: Habilitation an der Universität Berlin mit einer Arbeit über "Methämoglobinverbindungen".
September: Zusammen mit seiner Widerstandsgruppe wird Havemann durch die Gestapo verhaftet. Dezember: Havemann wird durch den Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.


1944/1945
Die Vollstreckung des Todesurteils wird immer wieder aufgeschoben. Havemann wird ein Labor im Zuchthaus eingerichtet, damit er "kriegswichtige Forschungen" betreiben kann.


1945
Befreiung aus dem Zuchhaus druch die Rote Armee.
Nach Kriegsende wird Havemann zunächst Verwaltungsdirektor des Krankenhauses Neuköln in West-Berlin und Leiter der Kaiser-Wilhelm-Institute in Berlin-Dahlem.


1946
Havemann erhält eine Professur für Kolloidchemie am Physikalisch-Chemischen Institut der neu eröffneten Ost-Berliner Humboldt-Universität. Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen auf Eiweißforschung, Fotochemie und bei der Entwicklung neuer physikalisch-chemischer Meßgeräte.


1948
Havemann wird als Leiter der Kaiser-Wilhelm-Institute in West-Berlin abgelöst, bleibt aber vorerst Abteilungsleiter am Instiut für Physikalische Chemie und Elektrotechnik in Berlin-Dahlem.


1949
Havemann wird in den dritten deutschen Volkskongreß, die spätere Volkskammer der DDR, als Abgeordneter des Kulturbundes gewählt und bleibt bis 1963 Volkskammermitglied.
Heirat mit Karin von Trotha. Die Ehe wird 1966 wieder geschieden.


1950
Februar: Der West-Berliner Senat entläßt Havemann fristlos aus seiner Stelle bei den Kaiser-Wilhelm-Instituten.
Ernennung zum kommissarischen Direktor des Physikalisch-Chemischen Institutes der Humboldt- Universität Ost-Berlin.
Vorsitzender des Berliner Friedenskomitees. In West-Berlin wird Havemann nach einer Aktion des Komitees kurzzeitig verhaftet.

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Robert Havemann

1950-1954
Studentendekan beziehungsweise Prorektor für Studentenangelegenheiten an der Humboldt-Universität Berlin.


1951
Aufnahme in die SED.


1952
Ernennung zum Professor für angewandte physikalische Chemie und zum Direktor des gleichnamigen Institutes an der Humboldt-Universität.


seit 1956
Havemann vertritt in Aufsätzen, Vorlesungen und Diskussionen Ansichten, die der Parteidoktrin widersprechen, so stößt sein Aufsatz "Meinungsstreit fördert die Wissenschaften" auf offene Kritik durch das SED Parteiorgan "Neues Deutschland".


1957-62
Prodekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität.


1959
Auszeichnung mit dem Nationalpreis II. Klasse der DDR.


1960
Gründer und nebenamtlicher Leiter der "Arbeitsstelle für Photochemie" an der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW) in Ost-Berlin.


1961
Wahl zum Korrespondierenden Mitglied der DAW in Berlin.


1962
Havemann hält in Leipzig einen Vortrag mit dem Titel "Hat die Philosophie den modernen Naturwissenschaften bei der Lösung ihrer Probleme geholfen".


1963/64
Havemann hält eine Vorlesungsreihe über "Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme" an der Humboldt-Universität Berlin. In seinen Vorträgen äußert er verstärkt kritische Ansichten, wofür er in der Öffentlichkeit heftig angegriffen wird.


1964
Februar: Auf dem 5. Zentralkomitee-Plenum der SED wird Havemann von verschiedenen Mitgliedern wegen seiner Reden und Vorlesungen attackiert.
März: Havemann wird aus der Partei ausgeschlossen, aus seinem Amt entlassen und ihm wird Hausverbot für die Humboldt-Universität erteilt.
April: Berufung zum hauptamtlichen Leiter der Arbeitsstelle für Photochemie der DAW.
Mai: Veröffentlichung seiner Vorlesungen unter dem Titel "Dialektik ohne Dogma" in der Bundesrepublik Deutschland.

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Robert Havemann

1965
Mai: Die westdeutsche Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht Havemanns Artikel "Ja ich hatte Unrecht. Warum ich Stalinist war und Antistalinist wurde."
Dezember: Fristlose Entlassung und Hausverbot für die DAW.


1966
März: Havemann wird als Mitglied der DAW gestrichen.


1970
In einem bundesrepublikanischen Verlag erscheint Havemanns Bericht "Fragen, Antworten, Fragen - aus der Biographie eines deutschen Marxisten".


1973
Heirat mit Annedore (Katja) Grafe.


1975
Havemann wird auf Beschluß der SED von der Liste der antifaschistischen Widerstandskämpfer gestrichen.


1976
Havemann protestiert gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns.
November: Über Havemann und seine Familie wird Hausarrest verhängt.


1978
Mai: Der Hausarrest gegenüber Havemann wird aufgehoben.
In der Bundesrepublik wird die Schrift "Ein deutscher Kommunist. Rückblicke und Perspektiven aus der Isolation" veröffentlicht.


1979
Prozeß gegen Havemann wegen Verstoßes gegen das Devisengesetz der DDR und Verurteilung zu einer Geldstrafe von 10.000 Mark.


1980
Engagement für die polnische Solidarnocs-Bewegung und für die unabhängige Friedens- und Ökologiebewegung in der DDR.
Veröffentlichung der Schrift "Morgen. Industriegesellschaft am Scheideweg" in Westdeutschland.


1982
Mitunterzeichner des "Berliner-Appells" "Frieden schaffen ohne Waffen" von Rainer Eppelmann.
9. April: Robert Havemann stirbt in Grünheide bei Berlin.


1989
November: Die Zentrale Parteikontrollkommission der SED rehabilitiert Havemann mit der Erklärung, Havemann habe "zum damaligen Zeitpunkt politisch richtige Einschätzungen und Wertungen der Politik der Partei vorgenommen".

Quelle: Deutsches Historisches Museum

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