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1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
2. Weltkrieg
 

Widerstandsversuche
Eine militärische Opposition versuchte den Krieg zu verhindern. Zu ihr gehörten in der militärischen Abwehr Admiral Wilhelm Canaris (1887-1945), Chef des Amtes Ausland und der Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht (OKW), und Generalmajor Hans Oster (1888-1945), Chef der Zentralabteilung Abwehr im OKW sowie im Generalstab der Generaloberst Franz Halder. Sie standen in enger Verbindung mit dem zurückgetretenen Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Ludwig Beck (1880-1944) sowie mit der zivilen bürgerlich-nationalen Opposition um den früheren Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler und den ehemali- gen Botschafter Ulrich von Hassell (1881-1944). Die Opposition war nun auch bereit, an die Möglichkeit eines Staatsstreiches gegen den Kriegsherrn Hitler zu denken. Doch Drohungen Hitlers wegen der „defätistischen“ Äußerungen seiner Generalität schüchterten die Offiziere ein und die Kontakte der Opposition mit englischen Regierungsvertretern, von denen sie bei einem Staatsstreich ein Stillhalten und einen Kompromißfrieden erwartete, blieben ergebnislos. Das führte zu einem raschen Zusammenbruch der Widerstandsaktivitäten. Die Generalität setzte sich letztendlich 1940 geschlossen für eine Fortführung des Krieges ein.
Sehr viel erfolgreicher wäre beinahe das Attentat eines Einzelgängers gewesen. Am 9. November 1939 zündete der Schreiner Georg Elser (1903-1945) im Münchener Bürgerbräukeller eine Bombe, die Hitler nur um einige Minuten verfehlte. Die Furcht vor der Großfahndung der Gestapo, die daraufhin ausgelöst worden war, bestärkte die militärische Opposition in ihrer immer zögerlicher werdenden Haltung. Denn die Sicherheitsvorkehrungen um Hitler wurden nach diesem Vorfall noch einmal verschärft. Auch Hermann Göring hatte sich im Oktober 1939, ähnlich wie ein Jahr zuvor, für eine Verständigung mit den übrigen europäischen Großmächten und gegen eine Weiterführung des Krieges ausgesprochen, da er die Wehrmacht für einen möglichen langen Abnützungskrieg noch nicht genügend vorbereitet sah. Doch zu einem Alleingang gegen seinen „Führer“ war er nicht bereit, und damit war auch diese Alternative gegen die Fortsetzung des Krieges gescheitert.
Wie sehr sich im Winter 1939/40 die Konflikte in Europa zuspitzten, zeigt das aggressive Vorgehen der Sowjetunion. Sie hatte sich im Schatten der deutschen Eroberung Polens nicht nur Ostpolen gesichert und dort die sowjetische Herrschaft mit blutigem Terror gegen die polnischen Führungsschichten begründet, sondern auch die baltischen Staaten unterworfen. Stalin drohte nun auch Finnland, es durch einen „Beistandspakt“ seiner Interessensphäre einzuverleiben. Als die Finnen dies verweigerten, überfiel die Sowjetunion den nördlichen Nachbarn am 30. November 1939 ohne Kriegserklärung, um sich mit Gewalt zu holen, was mit einer politischen Erpressung nicht zu erreichen war.
Die vor allem vom ersten Lord der Admiralität, Winston Churchill, vertretenen britische Überlegungen, durch einen Vorstoß der Westmächte nach Skandinavien ein Gegengewicht zu schaffen und zudem das Deutsche Reich von der schwedischen Erzzufuhr abzuschneiden, scheiterten. Damit war eine Chance für den Westen vertan, von der Peripherie her die Expansionsmöglichkeiten Hitlers einzugrenzen. Die Tatsache, daß Stalin zu einem raschen Frieden mit Finnland im März 1940 bereit war, zeigt, daß der sowjetische Diktator die Gefahr witterte, in einen großen Krieg hineingezogen zu werden. Damit kam diese außenpolitische Konstellation Hitlers Westfeldzugsplänen entgegen.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
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