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Weltweite Wirtschaftskrise
 

Reichspräsidentenwahl 1932
In diesem Klima des wirtschaftlichen Niedergangs, der sozialen Verelendung und der politischen Polarisierung ging Anfang 1932 die siebenjährige Amtsperiode des Reichspräsidenten zu Ende. Der mittlerweile 85-jährige Hindenburg stellte sich zur Wiederwahl. Anders als 1925 standen ihm diesmal zwei ernst zu nehmende rechte Gegenkandidaten gegenüber: Der NSDAP-Führer Adolf Hitler (Ende Februar 1932 verhalf ihm die seit September 1931 bestehende DNVP-NSDAP-Regierung in Braunschweig zur deutschen Staatsbürgerschaft, ohne die er nicht kandidieren konnte) und der ultrakonservative zweite Bundesvorsitzende des Stahlhelm Theodor Duesterberg. Hinzu kamen der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann sowie einige Kandidaten von Splitterparteien. Hindenburgs Wiederwahl wurde vor allem von Zentrum und BVP, DDP und DVP unterstützt. Da alles auf eine Entscheidung zwischen den drei Rechtskandidaten hindeutete und ein Wahlsieg Hitlers nicht auszuschließen war, hielt die SPD an ihrer Politik des kleineren Übels fest. Sie verzichtete auf einen eigenen Kandidaten und gab die Parole aus: "Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!" - für ihre Mitglieder und Wähler eine irritierende Zumutung, die sie aber meist diszipliniert befolgten.
Die NSDAP schreckte im Wahlkampf vor keiner Demagogie zurück. Dem Kandidaten Duesterberg versuchte sie mit der Enthüllung zu schaden, dass er einen jüdischen Großvater besaß - im konservativen und rechtsradikalen Milieu ein unverzeihlicher Makel.
Im ersten Wahlgang am 13. März 1932 verfehlte Hindenburg mit 49,6 Prozent die erforderliche absolute Mehrheit nur knapp, in weitem Abstand gefolgt von Hitler (30,1 Prozent), Thälmann (13,2 Prozent), Duesterberg (6,8 Prozent) und den übrigen Kandidaten. Duesterberg gab auf und unterstützte Hindenburg. Im zweiten Wahlgang am 10. April wurde der amtierende Reichspräsident mit 53 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Hitler brachte es auf 36,8 Prozent, Thälmann nur noch auf 10,2 Prozent. Gemessen an Goebbels' prahlerischer Ankündigung "Hitler wird unser Reichspräsident!" hatte sich der NSDAP-Führer blamiert. Doch zeigte sein Abschneiden, dass das nationalsozialistische Wählerpotenzial seit September 1930 um fünf Millionen Stimmen angewachsen war.
Aber auch der Wahlsieger sah wenig Grund zur Freude. Hindenburg war tief enttäuscht darüber, dass sich so viele konservative Wähler von ihm abgewandt und prominente adlige Standesgenossen wie der frühere Kronprinz oder der General a.D. von Seeckt sich sogar öffentlich für Hitler ausgesprochen hatten. Er empfand es als Schmach, dass er seine zweite Amtsperiode ausgerechnet seinen Gegnern von 1925, den Sozialdemokraten und den Katholiken, zu verdanken hatte. Groteskerweise richtete sich sein Groll gegen Brüning, dem er diese "Verkehrung der Fronten" anlastete, obwohl sich der Reichskanzler wie kein anderer im Wahlkampf für Hindenburg engagiert und dabei auch die NSDAP scharf angegriffen hatte. Von da an war Brünings Sturz nur noch eine Frage der Zeit.


Quelle: "Informationen zur politischen Bildung", Copyright
Bundeszentrale für politische Bildung
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