1890 - 1918 / 1919 - 1933 / 1933 - 1945 / 1945 - 1949 / 1949 - 1989 / 1989 - 2016
2. Weltkrieg
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Helmut Hilger
Letztlich war es in diesen Tagen teilweise wie in der Hölle. Es existierte keine richtige Front, hinter jedem Strauch konnte jemand sitzen. Wer zu langsam war, den erwischte es. Neben den Luftangriffen gab es auch Panzerkämpfe. Hilger erlebte einen, bei dem die zehn angreifenden alliierten Panzer vollkommen "platt gemacht" wurden. Am Ende großes Kampfgeschrei. Aber letztlich blieb den Deutschen auf Grund der hohen Überlegenheit der Gegner nur der Rückzug, und da gab es "Kampfgeschrei" auf der anderen Seite. Nach 16 Tagen kam für den Boschelner die "Erlösung", weil er am 22.06.1944 durch einen fünf Zentimeter langen Granatsplitter an der Lunge verwundet wurde. Er hat keinerlei Erinnerung mehr daran und weiß nicht, was passiert ist. Sein Erinnerungsvermögen hört zu dem Zeitpunkt auf, als er am Boden lag und einen Kradfahrer kommen sah. Erst im Lazarettzug nach Besancon kam die Besinnung wieder. Bis Oktober 1944 - incl. Genesungsurlaub - konnte er sich danach vom aufreibenden Soldatensein erholen. Und ihm war dieser "Heimatschuss" lieber, als ein Kreuz mit Helm.


Im Lager von Dnjepopetrowsk

Viele, die nach großen Strapazen und Entbehrungen in den russischen Lagern ankamen, waren gesundheitlich am Ende. Man unterschied drei Kategorien, wie sich Helmut Hilger an den vierjährigen Aufenthalt in Dnjepopetrowsk erinnert. Er gehörte während seiner ganzen Zeit der Kategorie 1 an (die Gesündesten). In der Kategorie 3 wurden z.B. Gefangene mit Dystrophie geführt. Die Entlassung hing auch vom Gesundheitszustand ab. Aus dem Grunde kam Hilger erst Ende 1949 nach Hause. Seine Eltern erfuhren 1946 durch eine Postkarte, dass er noch lebte. Danach gab es nur einmal im Jahr ein Lebenszeichen.

Helmut Hilger (unten, 2. v.l.) im Kreise einiger Kumpels.Helmut Hilger (unten, 2. v.l.) im Kreise einiger Kumpels.

Seine erste Arbeit, die er in Dnjepopetrowsk verrichten musste, bestand darin, Schienen einen Berg hoch und dann wieder herunterzuschleppen. Ein jüdischer Aufseher wollte die Deutschen schikanieren. Als der Natschalnik (Chef) der Russen das mitbekam, wurde diese Schikane sofort abgestellt.
Da Helmut Hilger Elektriker war, arbeitete er auch als solcher in der Stadt. Er kümmerte sich um Freileitungen, Stadtbeleuchtung, Straßenbahn oder arbeitete in Autowerken. Er konnte sich in der ukrainischen Metropole weitgehend frei bewegen und empfahl sich durch gute Arbeit.
Nach zwei Jahren fasste er den Entschluss zu türmen. Mit einem Kumpel machte er sich auf den Weg. Er sprach gut russisch und drehte z.B. die Machorka (spezieller Tabak) wie ein Einheimischer. Er war insgesamt zweieinhalb Monate unterwegs und kam ca. 600 km weit bis nach Brest-Litowsk. Die Grenze nach Polen zu überwinden, war jedoch nicht möglich und so wurden sie geschnappt. Seinen Kumpel erschoss man "auf der Flucht", Hilger ließ sich kurz vor der Festnahme einfach in ein Loch fallen und ergab sich seinem Schicksal.
Er wurde solange festgehalten, bis ein russischer Offizier aus seinem Lager kam und ihn abholte. Der Kommentar des Boten: "Gelmut, du bloschoi dorne, patschimu djelat" (Helmut, du Blödmann, warum machst du das?) Beide fuhren wieder zurück nach Dnjepopetrowsk.

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